Tandems sprechen Paare, Familien und Sportfreunde an – und immer mehr von ihnen tummeln sich auf den Straßen. Der pressedienst-fahrrad hat einen Blick auf die aktuellen Modelle und ihre Nutzer geworfen.
Tandems gehören klar zu den Exoten unter den Fahrrädern. Und so fragt sich jeder Einzelradler, an dem ein Zweisitzer vorbeizieht: „Wie sich das wohl anfühlt, zu zweit auf dem Rad?“ Erfahrene Tandem-Piloten werden bei dieser Frage ins Schwärmen kommen – hier stattdessen eine etwas weniger emotionale Abhandlung zum Thema Tandem.
Schicklicher Ursprung
Die Ursprünge des Tandemfahrens sind nicht genau bekannt; vermutlich sind sie in der Personenbeförderung zu suchen – etwa, wenn ein Herr seine Gemahlin auf dem Fahrrad spazieren fahren wollte. Da es im ausgehenden 19. Jahrhundert für eine Frau nicht schicklich war, alleine Rad zu fahren, besann man sich auf den Zweisitzer, bei dem beide treten konnten. Vor dem Zweiten Weltkrieg dienten Tandems dann vielfach der Familienmobilität, etwa für Urlaubsfahrten. Diese Nutzung ist bis heute beliebt, zumal das Tandem einen riesengroßen Vorteil hat: „Die Leistungsunterschiede etwa bei Paaren, die gemeinsam mit dem Rad unterwegs sind, sind oft der Zündstoff für Konflikte. Das Tandem egalisiert dieses Ungleichgewicht“, sagt der erfahrene Tandemfahrer Gunnar Fehlau vom pressedienst-fahrrad.
Doppeltes Reisevergnügen
Kein Wunder also, dass Tandems besonders bei Reiseradlern hoch im Kurs stehen. Begehrt und beliebt ist etwa der voll gefederte „Twin Traveller“ des niederländischen Qualitätsherstellers Koga, ein belastbarer Expeditions-Zweisitzer mit Hydraulikbremsen und stabilen Komponenten (www.koga.com). „Manche unserer Kunden waren lange auf Koga-Trekkingrädern unterwegs und sind dann aufs Tandem umgestiegen, weil sie gemerkt haben, das Radfahren zu zweit so noch mehr Spaß macht“, sagt Anke Namendorf von Koga. Der Twin Traveller ist übrigens per Klappgelenk am Hauptrahmen faltbar – ein großer Nachteil vieler Tandems, nämlich die Unmöglichkeit, sie etwa mit dem Auto zu transportieren, fällt damit weg.
Zwei Sättel, oder dürfen es auch mehr sein?
Auf alten Bildern sieht man sie immer mal wieder, die Drei-, Vier- und Fünfsitzer mit athletischen Schnurrbartträgern darauf. Solche Mehrsitzer dienten etwa bei Radrennen im Velodrom als Schrittmacher für die eigentlichen Rennfahrer. Denn schon damals hatte man erkannt: Der Luftwiderstand, der größte Feind des Radlers, wird beim Tandem durch die Zahl der Mitfahrer geteilt. Das machen sich auch sportliche Radfahrer zunutze, die auf den Rädern des US-Herstellers Santana unterwegs sind (www.santana-tandem.com). Vom einfachen Alu-Modell bis zu Highend-Tandems aus Carbon-Titan-Rohren bietet Santana eine riesige Bandbreite an unterschiedlichen Zwei- und Mehrsitzern an, darunter auch für den Transport einfach zerlegbare Ausführungen – wobei für die besonders exklusiven Modelle schon mal fünfstellige Summen bezahlt werden müssen.
Doch so viel braucht es gar nicht, um auch gemeinsam mit anderen dem Tandemfahren zu frönen. Mehrsitzer-Fans treffen sich jährlich zum 4-tägigen Santana-Tandemtreffen (www.santana-tandem.com) und fahren gemeinsame Touren in unterschiedlichen Leistungsgruppen. Eingeladen sind alle Arten von Tandems. 2011 kamen 49 Tandems, sieben Triplets und sogar drei Quads (Viersitzer) nach Pelham im Chiemgau; 2012 trifft sich die Tandemgemeinde dann wieder an einem anderen Ort.
Auf einem Velo auf großer Tour
Neben dem Sport steht auch das Thema Familienmobilität bei Santana hoch im Kurs, so Deutschland-Importeur Wolfgang Haas: „Wenn die ganze Familie mit dem Tandem auf große Fahrt geht, das Kleinste hinten dran im Anhänger, hat das schon etwas Ur-Amerikanisches – mit dem kompletten Hausrat eine neue Heimat zu suchen, sozusagen. Dass das Reisen mit dem Tandem auch in Europa immer mehr Nachahmer findet, zeigt uns, dass Mobilität hier inzwischen anders gelebt wird.“
Für urbane Familien
Und zwar nicht nur im Urlaub: Das Tandem als Verkehrsmittel erlebt seit einigen Jahren eine kleine Renaissance. Diesmal jedoch nicht unbedingt in Form von Ausfahrten mit der Gemahlin, sondern viel zweckorientierter bei der Kinderbeförderung. Hier hat sich besonders Zwei plus zwei aus Köln hervorgetan (www.zweipluszwei.de). Mit dem „Elterntaxi“ entwickelte das Unternehmen ein günstiges Familientandem, so konstruiert, dass selbst kleinere Kinder auf dem hinteren Sitz bequem Platz finden – optimal für den Weg zur Kita oder zur Grundschule. „Wir planen derzeit eine Neuauflage eines Familientandems für ca. 1.500 Euro im Jahr 2012,“ kündigt Zwei plus zwei-Geschäftsführer Andreas Gehlen an.
Neuerdings sind die Croozer-Tandems auch serienmäßig mit sogenannten Kinderkurbeln ausgestattet – eine zweite Gewindebohrung an der Kurbel ermöglicht es, den Tretradius zu verkleinern und an die kurzen Beine der kleinen Mitfahrer anzupassen.
Zweifache Zukunft
„Als alternatives Nutzfahrzeug hat das Tandem eine große Zukunft“, glaubt Gehlen. „Wichtig ist, vielseitig nutzbare Modelle anzubieten.“
Seine Vielseitigkeit beweist der Kölner Hersteller mit seinem „Sport“-Modell: Gestaltet wie ein ungefedertes Mountainbike, spricht es die Piloten an, für die Radeln im Gleichklang auch eine körperliche Herausforderung ist. Sind sie die Exoten unter den Radfahrern? Wie dem auch sei – sie werden immer mehr.
Der pressedienst-fahrrad hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem guten Fahrrad und dessen Anwendung mehr Öffentlichkeit zu verschaffen. Denn wir sind der Meinung, dass Radfahren nicht nur Spaß macht und fit hält, sondern noch mehr ist: Radfahren ist aktive, lustvolle Mobilität für Körper und Geist. Kurz: Radfahren ist Lebensqualität, Radfahren ist clever und Radfahren macht Lust auf mehr…
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