Zuwanderung als Wachstumsspritze

Fachkräfte aus dem Ausland bedeuten auch mehr Jobs für Deutsche

von Ansgar Lange +++ Sindelfingen/Berlin, Juli 2011 – Großbritannien und Irland haben ihre Arbeitsmärkte bereits im Jahr 2004 für osteuropäische Arbeitskräfte geöffnet. Zum 1. Mai dieses Jahres gilt die Freizügigkeit für Arbeitnehmer auch in Deutschland. Bereits seit 2004 – also mit der EU-Dienstleistungsfreiheit – können Selbständige aus vielen osteuropäischen Ländern ihre Dienste bei uns anbieten.

„Obwohl wir mit zeitlicher Verzögerung den Schritt in die Arbeitnehmerfreizügigkeit gegangen sind und nun rund sieben Jahre genau beobachten konnten, wie die Dinge zum Beispiel bei Engländern und Iren gelaufen sind, herrschen in Deutschland immer noch Überfremdungsängste. Diese werden nicht nur von Rechtspopulisten geschürt. Auch die Gewerkschaften trommeln gegen die Arbeitnehmerfreizügigkeit, weil angeblich Scharen von Polen nur darauf warten, Deutschen den Job wegzunehmen – und dies auch noch zu Dumpinglöhnen. Schaut man sich nüchtern die Fakten an, dann müssen wir keine Angst haben vor einer riesigen Zuwanderungswelle. Im Gegenteil: Im Bereich des Handwerks können wir nach aktuellen Zahlen rund 10.000 Stellen nicht besetzen. Der demographische Wandel wird diese Situation noch verschärften. Und auch in anderen Bereichen sind wir dringend angewiesen auf kluge Köpfe aus dem Ausland, die bei uns arbeiten und leben wollen. Weniger Panikmache und Abschottung, mehr Willkommenskultur muss die Devise heißen“, sagt Personalexperte Michael Zondler, Geschäftsführer des Sindelfinger Beratungsunternehmens Centomo http://www.centomo.de.

Nach den Erfahrungen Zondlers muss die Bundesregierung so schnell wie möglich bei der Anerkennung von ausländischen Berufs- und Studienabschlüssen nachbessern. „Russische Mathematiker und Informatiker sollen bei uns kein Taxi fahren müssen. Auch die geforderten Einstiegsgehälter für junge High Potentials aus dem Ausland sind utopisch hoch und unrealistisch. Wenn wir uns in diesen Fragen nicht bald bewegen, dann werden wir noch ein böses Erwachen haben“, sagt er.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Johann David Wadepuhl sieht in der Zuwanderung ebenfalls eine große Chance für Deutschland. Im Gespräch mit dem Mittelstands-Magazin http://www.mitmagazin.de, das von der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU herausgegeben wird, plädiert er für mehr Fingerspitzengefühl im Umgang mit dem nicht nur für Einheimische oft brisanten Thema: „Die deutsche Diskussion über die Zuwanderung wird in Polen genau beobachtet. Es kommt dort nicht gut an, wie bei uns zum Teil über polnische Arbeitskräfte geredet wird und Ängste geschürt werden. Ich plädiere für mehr Gelassenheit und eine aufgeschlossene Debatte bei uns.“

Wadepuhl hält es für richtig, dass man das Thema Arbeitnehmerfreizügigkeit in Deutschland schrittweise angegangen sei. Schließlich seien im Jahr 2004 knapp 4,4 Millionen in Deutschland arbeitslos gewesen. „Jetzt ist die Situation eine völlig andere“, bestätigt Zondler. „Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosenzahlen sind im Keller, die Fachkräfte bei uns fehlen zusehends. Man muss es ganz klar sagen: Auch mit den prognostizierten 100.000 bis 150.000 Arbeitskräften, die jetzt vielleicht von Osteuropa zu uns kommen, werden wir dieses Problem nicht lösen.“

Der Centomo-Geschäftsführer beklagt die derzeitige bildungs- und schulpolitische Debatte in Deutschland. „SPD und Grüne in NRW wollen die Gemeinschaftsschule oder Gesamtschulen, die CDU will die Hauptschulen abschaffen und plädiert für Verbundschulen, die aus Haupt- und Realschulen bestehen sollen, und so weiter. Wir sprechen also nur über Schulformen, nicht aber über Lehr- und Lerninhalte. Wir haben ja ein Fachkräfteproblem in Deutschland, weil Schulen und Universitäten offenkundig immer größere Schwierigkeiten haben, das Niveau an Ausbildung bereitzustellen, welches die Wirtschaft nachfragt. Mit kostenlosem Mittagessen in der Schule und schönen neuen Begriffen wie Gemeinschaftsschule oder Ganztagsbetreuung haben wir ja noch keine Qualitätsverbesserung. Die Kombination aus mehr Zuwanderung von hoch motivierten jungen Zuwanderern und einer stärkeren pädagogisch-inhaltlichen Diskussion über Qualitätsverbesserungen in unserem Bildungssystem macht uns fit für die Zukunft und sichert langfristig Wohlstand.“

Wadepuhl zufolge blendeten einige beim Thema Zuwanderung die Fakten aus. So sei vielen gar nicht bewusst, „dass schon etliche Hunderttausende von Osteuropäern nach Deutschland kamen und bereits als Saisonarbeitskräfte bei uns arbeiten“. Überdies habe Polen inzwischen selbst ein Fachkräfteproblem und habe Sorge davor, dass zu viele qualifizierte Arbeitskräfte nach Deutschland abwanderten. „Im Kampf um die besten Köpfe sind wir keine Insel. Deutschland ist zwar ein schönes und attraktives Land, doch diese Vorzüge genießen auch zahlreiche andere Staaten. Was wir nicht brauchen, ist Einwanderung in unsere Sozialsysteme. Zuwanderung zur Sicherung unseres eigenen Wohlstands ist jedoch dringend geboten“, meint Zondler.

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