Zeitung: Privatanleger leihen dem Staat kaum noch Geld

Die einst so beliebten Bundesschatzbriefe, Finanzierungsschätze und Bundesobligationen haben unter Privatanlegern kaum noch Freunde: Im vergangenen Jahr steuerten Kleinsparer lediglich 0,7 Prozent zur Schuldenfinanzierung des Bundes bei. Das berichtet die Tageszeitung „Die Welt“ (Donnerstagsausgabe) unter Hinweis auf aktuelle Zahlen der Finanzagentur des Bundes. Von dem Ziel, den Privatkundenanteil bis 2013 auf drei bis fünf Prozent zu erhöhen, sei das Bundesfinanzministerium damit weit entfernt.

Von den 1,82 Milliarden Euro, die Privatanleger im Vorjahr zur Bruttokreditaufnahme des Bundes in Höhe von 284,1 Milliarden Euro beisteuerten, hätten sich gegenüber 2010 nur die Einzahlungen in die Tagesanleihe erhöht. In die übrigen täglich bei der Finanzagentur verfügbaren Produkte sei dagegen noch einmal weniger Geld geflossen als ein Jahr zuvor. Eine neue Privatkunden-Offensive des Bundes ist nicht in Sicht, berichtet die „Welt“ weiter. Der schon vor Jahren angekündigte Sparplan, mit dem Kunden ihr Geld regelmäßig in einen Korb ganz unterschiedlicher Staatspapiere anlegen können, sei auf unbestimmte Zeit verschoben worden. „Derzeit gibt es keinen neuen Termin“, zitiert die Zeitung einen Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Zuletzt soll der Verkaufsstart des neuen Produktes namens „Schatzdepot“ für das vierte Quartal 2011 geplant gewesen sein, heißt es weiter unter Berufung auf interne Unterlagen. Bei der Finanzagentur des Bundes, dem Schuldenverwalter des Staates, führt man das allgemeine Marktumfeld für die geringe Nachfrage an. „Es gab schon immer einen Zusammenhang zwischen aktuellem Zinsniveau und Absatz von Privatanlegerprodukten“, sagte Carl Heinz Daube, Chef der Finanzagentur, der „Welt“. Gerade noch ein Prozent pro Jahr werfen die sechs und sieben Jahre laufenden Bundesschatzbriefe an Rendite ab, zweijährige Finanzierungsschätze nur noch 0,1 Prozent. In der Hochzinsphase der 90er Jahre, kurz nach der deutschen Einheit, soll die Gruppe der Privatanleger unter den Gläubigern des Bundes noch zeitweise mehr als 30 Prozent ausgemacht haben.