Zeitung: Marseille-Kliniken will Börsensegment wechseln

Der Pflegeheimbetreiber Marseille-Kliniken will künftig nicht mehr im Regulierten Markt an der Frankfurter Börse gehandelt werden, sondern in das niedrigere Börsensegment Entry Standard des Freiverkehrs wechseln. Davon verspricht sich das Unternehmen Kosteneinsparungen, berichtet das „Handelsblatt“ (Donnerstagausgabe). Über den Wechsel soll eine außerordentliche Hauptversammlung am 19. Oktober entscheiden.

Aktionärsschützer sehen den Plan kritisch: Sie rechnen damit, dass die Aktionäre von Marseille-Kliniken künftig weniger Informationen über das Unternehmen erhalten. „Das dürfte sich auch in der Bewertung der Aktie negativ bemerkbar machen dürfte“, sagte Markus Neumann, Mitglied des Vorstands der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Mit dem Wechsel in den Entry Standard verliert der Aktionär Transparenz. Im Entry Standard entfällt die Verpflichtung, Quartalsberichte zu veröffentlichen, neben dem Jahresabschluss muss das Unternehmen nur noch Halbjahresberichte vorlegen. Zudem sind Unternehmen im Entry Standard nicht mehr verpflichtet, nach den anspruchsvollen Internationalen Rechnungslegungsvorschriften zu bilanzieren. Aktionärsschützer Neumann sieht den geplanten Wechsel in den Entry-Standard vor allem deshalb kritisch, weil das Unternehmen erst 2011 noch rund sechs Millionen Euro bei einer Kapitalerhöhung eingesammelt hatte. „Wenn kurz zuvor eine Kapitalerhöhung unter dem alten Regulierungsregime durchgeführt wurde, bei der, wie bei Marseille, die Anleger unter Vertrauen auf bekannte Informationsstandards Kapital bereitgestellt haben, dann ist ein solcher Vorgang kritisch“, sagt Neumann. Er geht davon aus, dass bedingt durch die Informationsverluste die Aktien von Marseille Kliniken schlechter handelbar sein werden und somit an Wert verlieren. Marseille-Kliniken selbst geht nicht davon aus, dass die Aktien mit dem Wechsel in den Entry Standard an Wert verlieren. Wie viel das Unternehmen durch diesen Schritt voraussichtlich an Kosten einsparen kann, will der Vorstand erst auf der außerordentlichen Hauptversammlung im Oktober verraten.