Die Euro-Zone wird nach Recherchen der Tageszeitung „Die Welt“ (Donnerstagausgabe) knapp die Hälfte der Notkredite für Griechenland noch im ersten Halbjahr auszahlen müssen. Das wären nur wenige Monate nach dem Start des Programms, das bis Ende 2014 reichen soll. Knapp 80 Milliarden Euro aus dem 157 Milliarden Euro schweren Paket sind als Hilfen für die Finanzindustrie vorgesehen, und die benötigt das Geld nach Informationen der Zeitung sehr bald.
„Spätestens zum Ende des zweiten Quartals werden die griechischen Banken eine Kapitalspritze brauchen“, verlautete es laut der Zeitung aus Bankenkreisen. Auch deutsche Regierungskreise gehen davon aus, dass die Unterstützung für den Bankensektor schnell kommen müsse. Damit stehen für den griechischen Staat für seinen Schuldendienst nur noch rund 77 Milliarden Euro zur Verfügung – gestreckt bis Ende 2014. Die strengere Aufsicht über die Ausgaben, die unter anderem der Bundesregierung ein Anliegen ist, bezieht sich damit nur mehr auf den kleineren Teil der Hilfe. Am beschlossenen Sonderkonto für Kredite gehen die Zahlungen an die Banken vorbei. Die Hilfe an den Finanzsektor gliedern sich folgendermaßen auf: Für die nach dem geplanten Schuldenschnitt nötige Rekapitalisierung griechischer Kreditinstitute sind im Rettungspaket nach Angaben von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) „annähernd 50 Milliarden Euro“ aus öffentlichen Mitteln angesetzt, finanziert also von den Euro-Staaten. Weitere 30 Milliarden Euro gibt die Euro-Zone im Verein mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) als Anreiz an die Investoren, die sich am Schuldenschnitt beteiligen. Das beschloss die Euro-Gruppe in der Nacht zu Dienstag. Der Verband der Finanzindustrie IIF, der die Verhandlungen mit Athen führte, rechnet ebenso damit wie es deutsche Regierungskreise tun, dass diese Summe sofort nach dem Abschluss der Umschuldung fällig wird. Insgesamt stehen für das zweite Griechenland-Programm 157 Milliarden Euro zur Verfügung: Auf eine Summe von 130 Milliarden Euro hatten sich die Finanzminister der Euro-Zone in der Nacht zu Montag geeinigt. 27 Milliarden Euro sind aus dem ersten Griechenland-Programm noch nicht abgerufen und sollen zu den frischen Milliarden addiert werden.