Zeitung: Experten erwarten in Automobilbranche „zweite Wachstumswelle“

Experten erwarten eine „zweite Wachstumswelle“ in der Automobilbranche. Das berichtet die Tageszeitung „Die Welt“ (Montagausgabe) unter Berufung auf eine Analyse des Beratungsunternehmens Kienbaum und des CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen. Die „Wachstumswelle“ werde jedoch nicht mehr von den sogenannten BRIC-Staaten ausgehen, sondern von den „Next 15“, derzeitigen Schwellenländern mit stark wachsender Nachfrage nach Fahrzeugen.

Zu den wichtigsten kommenden Wachstumsregionen der Autohersteller zählen neben der Türkei Länder wie Mexiko, Indonesien und Thailand, Südafrika oder Kolumbien – und selbst Bangladesch. Die Forscher hatten für ihre Studie die weltweiten Automärkte analysiert und künftige Boommärkte aufgrund ihrer Struktur und ihres Entwicklungsstandes, der prognostizierten Wirtschaftskraft und dem derzeitigen Zustand von Fahrzeugmarkt und -industrie identifiziert. Das größte Potenzial der kommenden Automärkte hat demnach die Türkei „Mit 79 Millionen Einwohner, einem Pro-Kopf-Einkommen von 10.339 US-Dollar und einem Pkw-Bestand von acht Millionen Fahrzeugen ist die Türkei das wichtigste Land der zweiten Welle“, sagt CAR-Chef Ferdinand Dudenhöffer. Auf den Plätze zwei bis fünf folgen die Länder Mexiko, Indonesien Malaysia und Thailand. Dass ein armer Staat wie Bangladesch unter den „Next 15“ zu finden ist, mag überraschen, aber zwei Faktoren katapultieren das arme Land in die 15er-Liga: eine Bevölkerung von 159 Millionen Menschen und ein Pkw-Bestand von unter einer Millionen Fahrzeugen. Glaubt man den Prognosen, werden sich dort die Verkäufe bis 2020 verzehnfachen. Die wachstumsstarken BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) zu vernachlässigen wäre allerdings fahrlässig, so die Experten. Denn die vier Länder werden weiter eine entscheidende Rolle spielen. 2011 wurden in den BRIC-Staaten 20,8 Millionen Fahrzeuge verkauft, das waren 33,9 Prozent aller in diesem Jahr weltweit verkauften Pkws. 2015 wird die Absatzzahl auf 25 Millionen anwachsen, der Anteil aller verkauften Fahrzeuge damit auf 35,7 Prozent aller weltweit verkauften Pkw wachsen, sagt CAR-Chef Dudenhöffer voraus. Das Wachstum geht also weiter, aber nicht mehr rasant. In den jeweils deutlich kleineren Next-15-Ländern könnte dagegen in den kommenden Jahren der Gesamtabsatz auf zehn Millionen Pkw ansteigen. „Es ist daher absolut nötig, sich auf eine zweite Wachstumswelle auszurichten, bei der diese 15 Länder eine Schlüsselrolle spielen“, so Dudenhöffer. Denn bekanntermaßen folgt auch in der Autobranche die Produktion der Nachfrage. Von Europa erwartet übrigens kein Forscher mehr in den kommenden Jahren spürbares Wachstum.