Die Banken in Deutschland kassieren bei ihren Kunden offenbar genauso hohe Dispozinsen ab wie die angeschlagenen Geldinstitute im Euro-Krisenstaat Griechenland. Wie die „Saarbrücker Zeitung“ unter Berufung auf das Bundesfinanzministerium berichtet, mussten im Februar dieses Jahres deutsche Privat-Kunden einen durchschnittlichen Dispozins von 10,24 Prozent bezahlen, wenn sie ihr Konto überzogen hatten. Im notleidenden Griechenland lag der Zinssatz mit 10,96 Prozent nur marginal höher.
Nach Angaben der Zeitung geht dies aus der Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage des SPD-Finanzexperten Carsten Sieling hervor. Die hiesigen Banken setzten „weiter auf das Geschäftsmodell Dispozinsen-Abzocke“, kritisierte Sieling. Es sei „ein Skandal“, dass in Deutschland „europaweit mit die höchsten Dispozinsen verlangt werden“. Laut Erhebung betrugen die Überziehungszinsen in Österreich nur durchschnittlich 5,52 Prozent, in den Niederlanden 6,69 Prozent, in Finnland 7,14 und in Italien 7,57 Prozent. Spitzenreiter waren jedoch Irland und Portugal mit Zinssätzen von 12,85 und 13,24 Prozent. Wie die Zeitung weiter berichtet, hat Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) inzwischen eine Untersuchung eingeleitet, um das Verhalten der Banken beim Dispo zu überprüfen. Die Ergebnisse sollen im Laufe des Jahres vorliegen. „Auf dieser Basis wird zu entscheiden sein, welche Maßnahmen ergriffen werden“, sagte eine Sprecherin.