Zeitung: Bundeswehrsoldaten in Afghanistan unzureichend ausgebildet

Die Bundeswehr bildet Soldaten vor dem Einsatz in Afghanistan nur unzureichend im Umgang mit Waffen aus. Ein internes Dokument, das der „Zeit“ vorliegt, beschreibt gravierende Defizite bei den Schießübungen, die Soldaten zu Beginn ihres Einsatzes in Masar-i-Scharif absolvieren müssen. Die Stabskompanie, die das sogenannte Anschießen leitet, wertet darin häufige Fehler aus.

Dem Bericht zufolge können Soldaten ihre Waffe nicht richtig überprüfen und laden, sie haben Angst davor, geladene Waffen zu benutzen, verlieren Munition, schießen nicht vorschriftsgemäß und zeigen kein „Verständnis für die Notwendigkeit einer sicheren Handhabung“. Bei einigen Soldaten musste die Übung abgebrochen werden, um Kameraden „nicht zu gefährden“, heißt es. Deutsche Soldaten in Afghanistan müssen rund um die Uhr eine Waffe tragen. Ein sicherer Umgang sei „grundlegendes Handwerkszeug“ und die „beste Lebensversicherung“. Der Schießausbildung vor dem Einsatz sei daher „besser Rechnung zu tragen“, fordern die Verfasser. Eine andere interne Analyse wertet knapp 70 Fälle aus, bei denen Soldaten ungewollt Schüsse auslösten. Das Ergebnis: Mehr als 80 Prozent der Vorkommnisse beruhten auf einem falschen Umgang mit der Waffe. Erst Anfang September schoss ein Soldat in Kunduz beim Überprüfen seiner Waffe einem anderen Soldaten versehentlich in den Rücken. Der Getroffene trug schwere Verletzungen davon. Besonders viele Schießfehler passieren laut der Bundeswehranalyse mit der Maschinenpistole MP7. Dies sei auf eine mangelhafte Ausbildung zurückzuführen. Die Bundeswehr will sich weder zu den beiden Dokumenten noch zu dem aktuellen Vorfall konkret äußern. „Wir nehmen Ergebnisse der Einsatzauswertung sehr ernst und berücksichtigen sie bei der Ausbildung“, sagt der zuständige Sprecher. „Aber die Fehlerquelle Mensch kann man nie ganz abstellen.“