Zeitung: Bundesregierung will Timoschenko aus ukrainischer Haft holen

Die frühere ukrainische Ministerpräsidentin und Führungsfigur der orangenen Revolution, Julia Timoschenko, könnte auf Betreiben der Bundesregierung aus der Haft entlassen und in einem deutschen Krankenhaus wegen eines Bandscheibenvorfalls behandelt werden. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ habe die ukrainische Seite zugesagt, die rechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen zu wollen. Timoschenko war im vergangenen Jahr wegen eines angeblich illegalen Gasgeschäftes mit Russland zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt worden, die sie derzeit in einem Frauengefängnis bei Charkow verbüßt.

Im Westen gilt ihre Verurteilung als politisch motiviert. Im Februar war Timoschenko vom Leiter der Berliner Charité, Karl Max Einhäupl, und dem Orthopäden Norbert Haas untersucht worden. Beide kamen zum Schluss, dass die Politikerin nicht in einem Gefängnis behandelt werden kann. In Verhandlungen mit der Administration des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch bot das Bundeskanzleramt nach SZ-Informationen deshalb eine Therapie der 51-Jährigen in der Charité an. Die Führung in Kiew hofft auf die Unterzeichnung eines am Freitag paraphierten Assoziierungsakommens mit der EU und muss außerdem Kritik während Fußball-Europameisterschaft fürchten, die im Juni in Polen und der Ukraine ausgetragen wird. Beides wird in Berlin als möglicher Anreiz für ein Entgegenkommen im Fall Timoschenko gesehen.