Wulff nach Durchsuchung im Bundespräsidialamt verstärkt in Kritik

Nach dem Bekanntwerden einer Durchsuchung im Bundespräsidialamt ist Bundespräsident Christian Wulff am Sonntag wieder verstärkt in die Kritik geraten. Die meisten Vorwürfe kamen dabei aus den Oppositionsparteien, vereinzelt aber auch aus der FDP. „Durchsuchungen wegen möglicher Korruption im unmittelbaren Umfeld des Bundespräsidenten sind ein schwerwiegender Vorgang“, so der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, gegenüber „Welt Online“.

Weil die Affäre mittlerweile auch das „Amt des Bundespräsidenten und Deutschlands Ansehen in der ganzen Welt“ beschädige, sei es zudem „Zeit für einige klärende Worte von Angela Merkel“. Die Bundeskanzlerin hatte Wulff kurz zuvor im Gespräch mit „Bild am Sonntag“ erneut den Rücken gestärkt. Ähnlich scharfe Worte wie Oppermann fand auch SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. Seiner Meinung nach hätten Wulff und sein früherer Sprecher Glaeseker im Verhältnis zur Wirtschaft „Maß und Mitte“ verloren. Von Seiten der FDP wurde das Schweigen des Bundespräsidenten zu den aktuellen Vorfällen kritisiert. „Staatsanwaltschaft und Polizei haben Anlass, Deutschlands erste Adresse zu durchsuchen, der Hausherr aber bleibt wieder einmal sprachlos“, so der FDP-Bundestagsabgeordnete Erwin Lotter, der als einziger Politiker der Koalitionsparteien bereits zuvor Wulffs Rücktritt gefordert hat. Den Abgang des Bundespräsidenten brachte am Sonntag auch der Fraktionschef der Linken im saarländischen Landtag, Oskar Lafontaine, ins Gespräch. „Ich meine, er hätte Veranlassung darüber kritisch nachzudenken“, so Lafontaine im ARD-Bericht aus Berlin. Die Staatsanwaltschaft Hannover hatte im Zuge der Ermittlungen gegen den früheren Sprecher von Bundespräsident Wulff, Olaf Glaeseker, am Donnerstag dessen ehemaliges Büro im Bundespräsidialamt durchsuchen lassen. Bei der Durchsuchung, über die erst am Sonntag berichtet worden war, habe man Unterlagen und Computerdateien beschlagnahmt, die nun ausgewertet würden, hieß es. Gegen Glaeseker, der im Dezember von Wulff aus seinem Amt entlassen worden war, wird wegen des Verdachts der Bestechlichkeit ermittelt.