Die SPD sieht auch nach der öffentlichen Entschuldigung von Bundespräsident Christian Wulff in einem TV-Interview weiteren Klärungsbedarf. In der Sache dürfe jetzt nichts mehr nachkommen, sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles im Deutschlandfunk. „Nur ein Bundespräsident, der chronisch ein Problem hat, alles auf den Tisch zu packen, die volle Wahrheit auf den Tisch zu packen, das geht natürlich nicht“, so die SPD-Politikerin.
Nahles bekräftigte zudem, dass sich Wulff zwar für seine Fehltritte entschuldigt habe, macht jedoch auch deutlich: „Im übrigen hat Christian Wulff das Amt des Bundespräsidenten geschrumpft, das ist schlecht. Ich frage mich halt, wie er die moralische Autorität wieder aufbauen will.“ Nahles sieht das Amt des Bundespräsidenten nach der Affäre nachhaltig beschädigt und ist der Meinung, dass die Bürger einen Bundespräsidenten bräuchten, der auch „moralische Autorität“ habe. In der schwarz-gelben Koalition hingegen wurde Wulffs Erklärung mit Erleichterung aufgenommen. Der designierte FDP-Generalsekretär Patrick Döring erklärte, die Erklärungen des Bundespräsidenten seien „ein wichtiger Schritt“. Die öffentliche Debatte müsse „nach den eindeutigen Worten jetzt beendet werden“. SPD-Chef Sigmar Gabriel und der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele hingegen forderten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dazu auf, zur Debatte um den Bundespräsidenten Stellung zu beziehen. Unterdessen hat der stellvertretende „Bild“-Chefredakteur und Leiter des Hauptstadt-Büros, Nikolaus Blome, der Aussage von Bundespräsident Wulff aus dem TV-Interview widersprochen, er habe mit seinem Anruf bei Chefredakteur Kai Diekmann eine Berichterstattung zu seiner Hausfinanzierung nicht verhindern wollen. Das habe die Redaktion deutlich anders wahrgenommen, sagte Blome im Deutschlandfunk. Es sei aus Sicht der Redaktion eindeutig Ziel des Anrufs gewesen, diese Berichterstattung zu unterbinden. Bundespräsident Wulff hatte in seinem Interview mit ARD und ZDF gesagt, er habe lediglich darum gebeten, mit dem Bericht einen Tag abzuwarten.