Wissenschaftler sehen Energiespar-Ziele in Gefahr

Die Bundesregierung wird ihr Ziel, den deutschen Energieverbrauch bis 2020 um ein 20 Prozent zu reduzieren, nach Ansicht von Wissenschaftler mit Hilfe von Effizienz-Programmen voraussichtlich nicht erreichen können. Das berichtet die „Welt am Sonntag“. Experten des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen werfen den Planern der Energiewende vorgeworfen, bei der Formulierung der Energiesparziele sogenannte Rebound-Effekte nicht berücksichtigt zu haben.

Rebound-Effekte, auch Rückprall-Effekte genannt, treten auf, wenn Maßnahmen zur Energieeffizienz direkt oder indirekt zu einem größeren Verbrauch von Energie und Ressourcen an anderer Stelle führen. Wie Manuel Frondel, Leiter des Bereichs Umwelt und Ressourcen am RWI der „Welt am Sonntag“ sagte, können die Rebound-Effekte den Energiespar-Erfolg von Effizienz-Maßnahmen im Schnitt zu mehr als 50 Prozent wieder aufzehren. Beispielsweise werde die Einsparung durch effizientere Automotoren dadurch konterkariert, dass die Fahrzeuge gerade wegen ihrer geringeren Verbrauchskosten häufiger und länger genutzt werden. Gelegentlich komme es sogar zu Rebound-Effekten von über 100 Prozent; in diesem Fall ist der volkswirtschaftliche Energie- und Ressourcenverbrauch nach der Effizienzsteigerung sogar höher ist als zuvor. In diesem Fall spricht die Wissenschaft von einem „Backfire-Effekt“. „Die deutsche Energiepolitik hat der Existenz von Rebound-Effekten als Folge von Effizienz-Programmen bislang kaum Beachtung geschenkt“, kritisierte Frondel. Die Kritik wird von RWTH-Experten Reinhard Madlener geteilt: „Sparen durch Effizienz ist weit verbreitetes Wunschdenken“, erklärte Madlener: „Energiesparen durch Effizienzfortschritte ist in einem weiter wachsenden System eine Illusion.“