Wirtschaftsweise schließt Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone nicht aus

Die neue Wirtschaftsweise Claudia Buch schließt den Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone nicht aus. „Die Geschäftsbanken dürften einen Teil der direkten Lasten, die mit Griechenland verbunden waren, verarbeitet haben“, sagte sie im Interview mit dem „Handelsblatt“. Natürlich gebe es auch weitere Risiken, die schwer zu beziffern seien.

„Aber das kann im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass wir jedem Land immer und um jeden Preis helfen müssen“, so die Ökonomin. „Die Bedingungen, zu denen Europa Griechenland beisteht, liegen seit Monaten klar auf dem Tisch. Jetzt ist es Sache der Griechen, sich darauf einzulassen“, sagte Buch. Trotzdem ist die Bankenexpertin zuversichtlich für den Währungsraum: Die Euro-Zone sei derzeit dabei, ihre realwirtschaftlichen Probleme zu lösen. „Länder wie Irland, Spanien, Portugal und Italien kommen bei der Umsetzung wichtiger Strukturreformen gut voran“, sagte Buch. Der jetzt eingeschlagene Kurs werde die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in diesen Ländern erhöhen. „Insgesamt halte ich die realwirtschaftlichen Unterschiede in der Euro-Zone nicht für zu groß, aber es darf auch keine Anreize zu übermäßiger Verschuldung geben“, forderte sie. Die EZB sieht Buch in „einer schwierigen Lage“. Seit Ausbruch der Schuldenkrise habe sie zu Maßnahmen greifen müssen, die die Trennlinie zwischen Geld- und Fiskalpolitik verschoben haben – um der Politik Zeit zu verschaffen. „Das musste sie aufgrund der Krise an den Märkten tun. Aber deswegen sind dieses noch lange keine Maßnahmen, die wir langfristig beibehalten sollten“, forderte Buch. Claudia Buch gehört dem Sachverständigenrat seit März 2012 an. Die Tübinger Ökonomin folgte auf die Mainzer Professorin Beatrice Weder di Mauro, die als erste Frau Mitglied des wichtigsten deutschen Ökonomengremiums war.