Wirtschaftsdekan der Berkeley-Universität befürchtet Hochschulsterben

Rich Lyons, Dekan der Haas School of Business an der amerikanischen Universität von Berkeley, befürchtet, dass weltweit viele kleine Hochschulen und Universitäten fusionieren müssen oder ganz vom Markt verschwinden werden: Grund sei das immer stärker verbreitete Online-Studium. „Ein großer Teil der Hochschulen wird in 20 Jahren nicht mehr existieren“, sagte der Chef der Haas School, die in etwa der Wirtschaftsfakultät der Universität entspricht, dem „Handelsblatt“ (Freitagsausgabe). Denn der Trend zur digitalen Bildung werde die Kostenstruktur in den nächsten zehn bis 15 Jahren grundlegend ändern.

„Für viele Hochschulen wird das ein Überlebenskampf.“ An den Wirtschaftshochschulen der Welt – den sogenannten Business-Schools – werden sich seiner Meinung nach vor allem die berufsbegleitenden Managementstudiengänge durchsetzen. „Die Leute wollen Geld verdienen, während sie sich weiterbilden“, sagte Lyons. Die ohnehin schon hohen, teils sechsstelligen Studiengebühren für die Managementstudiengänge werden erst einmal noch weiter steigen. „Die wichtigsten Business-Schools der Welt werden noch teurer werden – weil sie es sich leisten können, weil viele junge Leute bereit sind, viel zu investieren“, sagte Lyons. Vor allem in den USA stiegen die Gebühren zuletzt schneller als die Inflation. Der Dekan ist aber überzeugt, dass dies nicht ewig so weitergehen kann. Die Business-Schools müssten zudem künftig einen anderen Manager-Typ ausbilden. „Einen, der beeinflussen kann, ohne autoritär zu sein“, sagte Lyons. Die Kultur in den Unternehmen habe sich gewandelt, für Führungskräfte gelte heute, dass „man den Mitarbeitern zeigt, dass man Ahnung hat, ohne sie vor den Kopf zu stoßen.“ Niemand brauche mehr einen Chef, der vorgebe, auf alles eine Antwort zu haben.