Die deutsche Wirtschaft setzt große Hoffnungen auf den Favoriten für die Bundespräsidentenwahl, Joachim Gauck. „Er ist ein Fürsprecher der sozialen Marktwirtschaft. Das verbindet ihn mit vielen Unternehmern, die den ehrbaren Kaufmann aktiv leben. Hierauf kann ein fruchtbarer Dialog mit der Wirtschaft aufsetzen“, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Hans Heinrich Driftmann, „Handelsblatt-Online“.
„Ich freue mich auf die Begegnungen mit Herrn Gauck.“ Driftmann nannte es zudem ein „gutes Signal“, dass CDU/CSU, FDP, SPD und Grüne sich so schnell auf Gauck als überparteilichen Kandidaten für das höchstes Staatsamt in Deutschland einigen konnten. Er würdigte Gauck als eigenständigen, durchaus auch kritischen Kopf mit „spannenden, auf Lebenserfahrung gestützten Überzeugungen“. Freiheit und Verantwortung seien für „ihn untrennbar miteinander verbunden“, so der DIHK-Chef. Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, Michael Hüther, erhofft sich von Gauck Impulse für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. „Sein Beitrag zur Gestaltung des öffentlichen Raums liegt in der klugen Ansprache jener Probleme und Herausforderungen, die über das Tagesgeschäft hinausgehen und tiefer in der gesellschaftlichen Seelenlage verankert sind“, sagte Hüther „Handelsblatt-Online“. „Die von Joachim Gauck intonierte Frage, wie wir mit dem hohen Gut der Freiheit verantwortlich umgehen, halte ich für zentral“, fügte der IW-Chef hinzu. Denn die Fragen der Gerechtigkeit und des sozialen Ausgleichs, aber auch der Umgang mit den erlebten Krisen werde nicht angemessen und konsistent gelingen, wenn die Rolle des einzelnen im öffentlichen Raum nicht von seiner grundsätzlichen Freiheitsberechtigung und der dazu gehörenden Freiheitsverpflichtung der Staates her gedacht werde. Aus Hüthers Sicht kann Verantwortung in keiner Gesellschaft ausreichend nur als Selbstverantwortung gedeutet werden, es bedürfe auch der Mitverantwortung für das Gemeinsame. „Das Werben dafür wird nicht sinnlos, nur weil Menschen in sozialer Bedürftigkeit leben“, unterstrich der Ökonom. Ihnen die Verantwortungsfähigkeit abzusprechen, sei aber anmaßend. „Insofern bin ich voller Hoffnung, dass der Präsident Joachim Gauck genau die erforderlichen Impulse setzt.“ Die Grünen sind überzeugt, dass Gauck mit seiner Person dem Amt seine Würde zurückgebe. „Mit seiner persönlichen Integrität und seinem politischen Weg war Herr Gauck schon beim ersten Anlauf die richtige Wahl“, sagte Grünen-Fraktionschefin Renate Künast „Handelsblatt-Online“. „Ich erwarte mir von Gauck eine Stimme, die Politik kritisch beleuchtet, gerade weil er sie als Demokrat voran bringen will.“ Vor Deutschland lägen große Herausforderungen, fügte Künast hinzu. „Joachim Gauck wird uns allen ein Bezugspunkt sein, ohne wechselseitig alles teilen zu müssen.“