Wir beschäftigen uns bereits heute mit Trends, die sich in zehn Jahren durchsetzen werden“. Im Gespräch mit Jonathan Heywood, NORMA Group

Über 60 Jahre Erfahrung in der Herstellung und Entwicklung innovativer Verbindungstechnik in den Kategorien Befestigungsschellen, Verbindungselemente und Fluidsysteme: Das ist die NORMA Group. OEM & Lieferant sprach mit Jonathan Heywood, Director Product Engineering für die Region EMEA, über die Vorteile und Eigenschaften erfolgreicher Produktinnovation und darüber, wie das Unternehmen gemeinsam mit seinen Kunden die Anwendungen von morgen entwickelt und warum übergreifende Komplettlösungen immer wichtiger werden.

 

 

Herr Heywood, die NORMA Group produziert die innovative V2PP-Profilschelle aus dem NORMACONNECT-Produktprogramm inzwischen seit zwei Jahren in Serie. Die Abnehmer sind bekannte Systemlieferanten, Erstausrüster und Anbieter von Abgas- und Harnstoffanwendungen. Was macht die V2PP-Profischelle so erfolgreich?

 

Jonathan Heywood:

Die V 2PP- Profilschelle verkürzt die Einbauzeit  erheblich, weil die Schraube daran bereits vormontiert ist. Bei anderen Schellentypen müssen die Schrauben während des Einbaus separat montiert werden. Das birgt stets die Gefahr, dass die Schrauben verkanten, was letztlich zu teuren Produktionsstopps führen kann.

 

Wie funktioniert die V2PP-Schelle genau?

 

Jonathan Heywood: Ein integrierter Haltebügel ermöglicht die Vorfixierung der Schelle mit handelsüblichen Werkzeugen, ein NORMA-Patent. Die V2PP-Profilschellen werden im Werk der NORMA Group vormontiert und so verpackt, dass sie mit zwei Fingern aus der Verpackung genommen und montiert werden können. Das stellt eine wesentliche Verbesserung dar. Normalerweise arbeitet ein Monteur mit drei oder vier Komponenten gleichzeitig: zwei Rohrstücken, einer Schelle und oft auch noch mit einer Dichtung.

 

Hat die V2PP-Profilschelle weitere Vorteile?

 

Jonathan Heywood: Sie ist vergleichsweise leicht, weil sie für extrem begrenzte Einbauverhältnisse optimiert wurde. Damit ist die Schelle noch besser für den Fahrzeugbau geeignet, denn unsere Produkte müssen in immer engere Motorräume integriert werden. Letztlich kann mit der V2PP-Profilschelle das Gewicht eines gesamten Systems reduziert werden.

 

Durch Benutzerfreundlichkeit, kürzere Montagezeit und leichteres Gewicht senkt die V2PP-Profilschelle am Ende also Kosten. Finden sich weitere solcher Beispiele bei der NORMA Group?

 

Jonathan Heywood: Wir arbeiten auch mit Leichtbau-Materialien. In einer Anwendung haben wir zum Beispiel die Gummischläuche durch Plastikschläuche ersetzt. Dadurch haben wir das Gesamtgewicht des Systems um 3,5 Kilogramm verringert. Diese 3,5 Kilogramm helfen nicht nur dabei, Kosten einzusparen. Das Fahrzeug wird insgesamt leichter, verbraucht somit weniger Kraftstoff und senkt damit letztlich die Emissionen. Nachhaltigkeit ist für die NORMA Group ein wichtiges Thema. Wir waren auch der erste Systemlieferant, der hochtemperaturbeständigen PPA-Kunststoff auf Basis von Kunstharz, das auf einem nach- wachsenden Rohstoff beruht, extrudieren konnte.

 

Dabei handelt es sich zunächst um Produkte. Wie werden bei der NORMA Group daraus komplette Lösungen?

 

Jonathan Heywood: Es gibt viele Unternehmen, die V-Profilschellen für Verbindungen im Abgasstrang anbieten. Wir gehen einen Schritt weiter und versorgen den Kunden mit einer Komplettlösung. Wir eruieren für den Kunden die am besten geeigneten Dichtungen, ermitteln und definieren die Form der Flansche einschließlich aller Toleranzen und entwickeln vor diesem Hintergrund die insgesamt beste Lösung für diese spezifische Verbindung.

 

Wie werden die Kunden dabei mit einbezogen?

 

Jonathan Heywood: Wir berücksichtigen die individuellen Anforderungen unserer Kunden, wie zum Beispiel die Montagezeit oder die Gewährleistungskosten. Dabei ist die Kommunikation von entscheidender Bedeutung. Eine unserer Kernkompetenzen besteht darin, ganz genau hinzuhören und die Wünsche jedes Kunden exakt zu verstehen, damit wir die für ihn beste Lösung entwickeln können. Wir versuchen stets, eine enge Kundenbeziehung aufzubauen. Indem wir bereits in der Entwicklungsphase eng zusammen arbeiten, gelingt uns das auch.

 

Die NORMA Group betreibt also gemeinsam mit den Kunden Entwicklungsarbeit. Wie stellen Sie sicher, dass Sie genau die Technologie anbieten, die Ihre Kunden benötigen?

 

Jonathan Heywood: Wir holen konsequent Rückmeldungen von unseren Kunden ein. Zudem verfolgen wir globale Megatrends, wie zunehmendes Umweltbewusstsein oder die Verknappung von Ressourcen und Energie. So unterliegt die Automobilbranche zum Beispiel immer strengeren Emissionsvorschriften. Hier gilt es, die Kraftstoffeffizienz zu verbessern, Gewicht zu reduzieren und die Fertigungsgeschwindigkeit zu erhöhen. Wegen der engeren Platzverhältnisse wird auf immer kleinere Komponenten gesetzt. Wir antizipieren künftige Marktentwicklungen und Kundenbedürfnisse. Das heißt wir arbeiten nicht nur an aktuellen Anwendungen, sondern beschäftigen uns bereits heute mit Trends, die sich in zwei, fünf oder zehn Jahren durchsetzen werden. Dieses Know-how überführen wir in Produkte, die einen Mehrwert gegenüber dem normalen Produkt bieten. Durch das vorausschauende Denken und Handeln gewinnen wir einen klaren Vorsprung und entwickeln Produktlösungen für die Zukunft, noch bevor die Kunden entsprechende Anfragen an uns richten.

 

Haben Sie ein Beispiel?

 

Jonathan Heywood: Wir bieten unseren Kunden zum Beispiel thermoplastische Leitungen für Harnstoffanwendungen im Abgasstrang mit den dazugehörigen Steckverbindungen und entwickeln gleichzeitig die Metallverbindungselemente, die dafür benötigt werden.

 

Wie schafft die NORMA Group es, diese Kompetenz bereitzustellen?

 

Jonathan Heywood: Die NORMA Group verfügt über eine breite Palette aus rund 30.000 Produkten im Bereich der hochentwickelten Verbindungstechnik und vereinigt Entwicklungs- und Fertigungskenntnisse zu unterschiedlichen Werkstoffen wie zum Beispiel Stahl und thermoplastischen Materialien. Unsere Fähigkeit, vielfältige Produkte für verwandte Anwendungsgebiete anzubieten, macht die NORMA Group so besonders. Wir sind in der Lage, eine enorm hohe Zahl an unterschiedlichen Produkten für die diversen Märkte herzustellen. Indem wir das Wissen aus einem Bereich unseres Unternehmens auf andere Bereiche und Produkte  übertragen, können wir individuelle Verbindungssysteme und Komplettlösungen anbieten, von denen unsere Kunden dauerhaft profitieren.