Vom Siegtal über den Druidenstein nach Hachenburg
29. Januar 2013. Siegen (Dialog). Es ist vielen bekannt und so intoniert, dass es jeder schnell mitsingen kann, das schmissige Lied „O du schöner Westerwald, über deine Höhen …“. Ja es ist ein Land mit vielen Höhen, die weite Aussichten bieten, von Hochflächen und idyllischen Tälern wie an der Nister. In den Höhenlagen kann der Winter lange dauern. Dann blickt man über weite schneebedeckte Flächen, wo sonst Wiesen und Weiden das Landschaftsbild in Grün mit Misch- und tiefen Nadelwäldern zeigen. Unterbrochen wird das Bild seit einigen Jahren allerdings immer wieder durch Windräder. Das herb-schöne Mittelgebirge rechtsseitig des Rheins ist groß und waldreich. Der Bereich oberhalb von Sieg und Heller macht davon aber nur einen kleinen, dennoch durchaus sehenswerten Teil aus.
Auf der Fahrt durchs Siegtal kommt ein Stück weit hinter Büdenholz eine stolze Burg auf einem jähen Felsen in den Blick, die Freusburg, umgeben von Mauer und Graben, rund 270 Meter hoch auf der Südseite des Giebelwaldes gelegen. Zahlreiche Häuser drängen sich in der Hochlage um die Burg, die schon seit Jahrzehnten Jugendherberge ist. Für Wanderer ist der Ort Ausgangslage schöner Touren, zum Beispiel durch den Giebelwald nach Freudenberg, was in einigen Stunden zu bewältigen ist, oder über den noch recht jungen Druidensteig, für den schon ein paar Tage anzusetzen sind, will man ihn ganz durchschreiten. Am Ende des rund 75 Kilometer langen Weges wird die Zisterzienser-Abtei Marienstatt im Tal der Nister erreicht. Von der Burg blicken wir über die Sieg auf den Westerwald oberhalb des Ortes Kirchen. Genau das ist ein Etappenziel: Aus der Tallage von rund 230 Metern geht es steil aufwärts bis nach Herkersdorf und, auf gut 430 Meter Höhe, zum Druidenstein, von dem der Steig seinen Namen hat und der ein Millionen Jahre alter, bis zu etwa 15 Meter hoher Basaltkegel ist, der schon lange ein Kreuz auf der Spitze trägt. Es ist ein „magischer“ Platz, den gängigen Darstellungen nach wohl einstens schon Druiden kannten und wo ein Thingplatz gewesen sein soll. Beeindruckend ist er nach wie vor. Zum sagenumwobenen Basaltkegel mit dem Kreuz auf dem Gipfel führt von Herkersdorf ein Kreuz- und Prozessionsweg.
Aussichtsreich nach Hachenburg
Basalt, das massive vulkanische Stein findet sich wie Ton in vielen Höhen des Westerwaldes wie auch im Örtchen Steineberg, das heute zu Malberg gehört. Also erst einmal von Herkersdorf durch das romantische Imhäusertal – mit Minigolfanlage im unteren Bereich – nach Betzdorf an der Sieg, dann wieder steil bergauf nach Steinerot. Schon kurz hinter dem Ort gibt es einen klasse Fernblick über Bergrücken und Wälder bis zu den Höhen am Rhein. Wieder in der Talsenke in Elben haben wir die Wahl, den erneuten und kurvenreichen Anstieg nach Gebhardshain mit seiner teils aus Stein gebauten Pfarrkirche zu nehmen und später am Schwedengraben vorbeizufahren, oder links nach Steinebach abzubiegen. Dafür entscheiden wir uns. Dem Bach entlang geht es in den Ort mit dem vor Jahrzehnten eingerichteten Besucherbergwerk. Die ehemalige Grube Bindweide, in der früher – wie in den umliegenden Steinbrüchen – viele Arbeit fanden, ist nah. Ein weiterer Anstieg muss nun doch noch sein, um nach Steineberg zu kommen. Wenn die Höhe erreicht ist und es langsam nach Steineberg abfällt, muss man anhalten und schauen. Bei klarer Sicht geht der Blick über die hügelgeschwungene Landschaft ins Siebengebirge, zu Drachenfels, Ölberg und Kanzel – immer wieder fantastisch, diese Aussicht. In Steineberg steht noch die alte Glocke, die früher morgens, mittags und abends über Jahrzehnte von der „Fin“ geläutet wurde. So wusste man auch auf dem Feld, wann beispielsweise Zeit fürs Mittagessen war. Über die über 480 Meter hohe Steineberger Höhe führt ein Weg nach Bindweide. Wenn der Donner über die bewaldete Höhe grollt oder sich Nebel in die Bäume und Sträucher webt und die Höhe grau-weiß einspinnt, dann wirkt das gespenstisch oder bedrohlich – eine verwunschene Welt auf den Westerwaldhöhen. Das mag auch den 1984 verstorbenen Heimatschriftsteller Ewald Weller veranlasst haben, in den 1930er-Jahren die Geschichte „Der Geist von der Steineberger Höhe“ zu verfassen. Natur und Abgeschiedenheit, „sich selbst helfen zu müssen“, das trat in der Geschichte „Die Kräuterkathrin“ zutage. Als es noch mehr Landwirtschaft gab, grasten Kühe und Schafe auf den Wiesen, und aus bunten Gärten schwängerte der Duft von Kräutern, Lauch, Petersilie und Maggikraut die frische, unverdorbene Luft. Diese und weitere Erzählungen des Autors sind leider verschollen, und man konnte sich noch bis in die 70er-Jahre von Älteren zumindest bruchstückhaft etwas davon erzählen lassen. Alles Geschichte.
In diesen industriefernen Höhenlagen, in denen der Wind über die Flächen pfeift und das Klima rau ist, waren die Böden karg und steinig. Jeder liest es an den Ortsnamen ab, dass „Steine“ ein Thema waren und sind. So wurden auch Häuser und Kirchen aus diesem Naturmaterial gebaut.
In den dichten Nadelwäldern wie auch am Fuße der Steineberger Höhe stößt man oft auf große Basaltsteine, die kreuz und quer liegen und keiner Ordnung unterworfen waren. Hier und da kann man Ton finden. Der kommt freilich rund um Montabaur im „Kannebäcker Land“ noch reichlicher vor. Einst zogen von hier die Händler über Land, um ihre Schüsseln, Kannen, Tassen und Teller zu verkaufen. Die blaue Westerwälder Salzglasur hat auch heute noch Klang. Von Steineberg aus blicken wir an freien Flächen übers Nistertal bis zum nächsten Höhenzug und auf das rund 100 Meter niedrig gelegenere Hachenburg, wo man in den Geschäften natürlich auch die verschiedensten Tonwaren findet. Hachenburg mit seinem Barockschloss ist denn auch das nächste Ziel. Dazu fahren wir wiederum steil bergab und -auf, ins Nistertal und der Stadt zu, die den Saynschen Löwen im Wappen trägt. Unterhab des Schlosses gruppieren sich evangelische und katholische Kirche sowie Giebelhäuser im Fachwerkstil um den Marktplatz – einfach mal bummeln, schauen, entdecken und einkehren. Der Platz, die Gassen und Kirchen lohnen ebenso einen Besuch wie das Landschafts-Freilichtmuseum mit vielen Relikten aus alter Zeit, unter anderem mit den typischen Westerwälder Häusern, Mühle, Brunnen und mehr aus längst vergangenen Tagen, aus denen hier der Nachwelt ein beispielhaftes Ensemble geschaffen wurde. So schließt sich der Kreis der Reise aus dem Siegtal auf die Höhen des Westerwaldes, zu dem es im Westerwaldlied auch heißt „… und selbst der kleinste Sonnenschein dringt tief ins Herz hinein …“!
Anschauen, besichtigen, ins Bergwerk „einfahren“, wandern, mountainbiken oder einfach in der Höhenluft erholen: Es gibt viele Möglichkeiten zur Urlaubsgestaltung oder zu Ausflügen. Feste wie die Kirmes und oft auch Sängerfeste gehören in vielen Dörfern traditionell zum Jahreslauf, waren das in früheren Zeiten doch einige der wenigen Möglichkeiten, an „Vergnügungen“ teilzunehmen. In den Gaststätten findet man überwiegend gutbürgerliche Kost. Mancher trinkt gern ein heimisches Bier dazu wie zum Beispiel „Hachenburger“ oder auch „Erzquell“, früher unter dem Namen „Siegtaler“ bekannt. Es gibt zahlreiche Cafés und auch Hofcafés. Zur Übernachtung stehen je nach Ort Gasthöfe und Hotels zur Auswahl. Wer die Reise mit dem Siegtal beginnen will, fährt die A45 bis Siegen/Mitte/Netphen und zweigt dann am unteren Ende der Abfahrt Richtung Eiserfeld/Betzdorf ab. Mit der Bahn fährt man entweder über Siegen und dann je nach Ziel bis Brachbach, Kirchen oder auch eine andere Strecke direkt nach Betzdorf, dann mit dem Bus in die Höhendörfer.
Wenn der Winter vorbei ist, lässt sich diese Tour auch gut mit dem Motorrad oder – wegen der Steigungsstrecken allerdings fordernd – mit dem Fahrrad, vielleicht mit Elektrounterstützung, fahren. Wanderer finden zig Tourenmöglichkeiten. (juw)
Wer sich weiter informieren will:
www.kirchen-sieg.de
www.gebhardshain.de
www.hachenburg.de
Zu weiteren Fotos bei presseweller.de anfragen:
Glocke Steineberg, Winter, Druidenstein, Freusburg, Marienstatt
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