UroTiss GmbH bringt Ersatzgewebe zur Rekonstruktion der Harnröhre aus eigener biotechnologischer Forschung zur Marktreife
Dresden, 18. Januar 2012: Am BioInnovationsZentrum Dresden ist das neue Forschungs- und Entwicklungslabor der UroTiss GmbH eingeweiht worden. Am prosperierenden Biotechnologiestandort Dresden werden hier zukünftig neben dem weltweit ersten autologen Zelltransplantat zur Rekonstruktion der Harnröhre weitere regenerative urologische Therapien entwickelt. Das Ersatzgewebe ermöglicht die schonende sowie schmerz- und komplikationsarme
Behandlung von Patienten mit Harnröhrenverengungen.
In einem feierlichen Akt wurde das neue Forschungs- und Entwicklungslabor der UroTiss GmbH mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 278`000 € zusammen mit Gästen aus Politik und Wirtschaft eingeweiht. Damit hat in Dresden eine der vielen erfolgreichen Erfindungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Biotechnologie erfolgreich den Sprung in den Markt geschafft, so Professor Dr. med. Richard Funk von der TU Dresden. Das in Reinraumlaboratorien gezüchtete Ersatzgewebe zur Rekonstruktion der Harnröhre soll von Sachsen aus bald weltweit an spezialisierte Kliniken versandt werden.
Überzeugende Ergebnisse aus der Praxis
Das patienteneigene Ersatzgewebe des Biotechnologieunternehmens UroTiss ist zur Behandlung von Patienten mit Harnröhrenverengen in Deutschland rechtmäßig auf dem Markt. Das patienteneigene Ersatzgewebe steht Patienten vorerst an spezialisierten Kliniken zur Verfügung. Bisher wurde das autologe Zelltransplantat erfolgreich bei 16 Patienten in Chemnitz, Leipzig und Hamburg eingesetzt.
Erste publizierte Studienergebnisse am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf schließen die Daten von sechs Patienten mit Harnröhrenverengungen ein (Urology 78 (Supplement 3A), September 2011). Das
Transplantat fügt sich innerhalb kurzer Zeit in das umgebende Gewebe ein und entwickelt sich zu neuem, voll funktionsfähigem Harnröhrengewebe.
Alternative zur konventionellen Gewinnung von Ersatzgewebe
Die Entnahme einer Probe der Mundschleimhaut, die nur etwa einer Viertel 1-Cent-Münze entspricht, zur Züchtung des Transplantates hat für die Patienten entscheidende Vorteile. Die Entnahme kann ambulant unter örtlicher Betäubung erfolgen und ist weitgehend schmerz- und komplikationsfrei. In der jetzigen zugelassenen Anwendung gibt es deutschlandweit schätzungsweise 3000 Patienten pro Jahr, die vom neuen Ersatzgewebe profitieren könnten, potenziell sind es bis zu 15`000.
Da zudem die Entnahme von Mundschleimhaut bei Patienten nur in begrenztem Umfang möglich ist, erscheint das autologe Zelltransplantat als nützliche Alternative zu den traditionellen Transplantaten. Für Professor Dr. med. Dirk Fahlenkamp, Chefarzt der Urologischen Klinik an den Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz, sind die Ergebnisse mit dem autologen Gewebeersatz sehr vielversprechend. Sie können den Patienten langfristig helfen, ersparen sie doch die großflächige Entnahme von Mundschleimhaut.
Autologes Zelltransplantat
Für die Züchtung von MukoCell® werden Zellen der Mundschleimhaut von nur etwa 0,4-0,8 cm2 benötigt. Die eingesandten Zellen werden aus der Gewebeprobe isoliert, expandiert und auf der Oberfläche einer biologischen Trägersubstanz kultiviert. Innerhalb von 21 Tagen wächst das Ersatzgewebe unter sterilen Bedingungen in hoch standardisierten Reinraumlaboratorien (GMP-Standard) bis zur individuell geeigneten Größe. Danach wird das autologe Produkt durch vielfache analytische Methoden spezifiziert. Das autologe Transplantat wird dann für den Patienten in ein steriles Behältnis verpackt und zur Klinik für die Transplantation versandt. Während das Ersatzgewebe aus den Zellen der Mundschleimhaut die vorher entnommene kranke Harnröhre vollständig ersetzt, wird die Trägersubstanz in einem Zeitraum von vier bis acht Wochen im Körper abgebaut.
UroTiss GmbH
2005 entstand die UroTec GmbH als Ausgründung aus der Medizinischen Fakultät der TU Dresden. Im Dezember 2011 erfolgte die Umfirmierung zur UroTiss GmbH. Die patentierten Technologien des Biotechnologie-Unternehmens auf dem Gebiet des Tissue Engineerings nutzen erstmalig patienteneigene Zellen zur Züchtung von Gewebeersatz zur Wiederherstellung erkrankter Harnorgane. Das Unternehmen
unterhält hierfür eine Tissue Engineering-Plattform mit unterschiedlichen Zelltypen und -strukturen.
Die Entwicklung der regenerativen Therapien im Bereich der Urologie durch die UroTiss GmbH wurde aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Freistaates Sachsen gefördert. Seit 2010 beteiligt sich das traditionsreiche sächsische Pharmaunternehmen APOGEPHA GmbH aus Dresden mehrheitlich als strategischer Investor an der UroTiss GmbH.