Welttourismustag 2012: Nachhaltigkeit im Skitourismus – ist das möglich?

Am 27. September ist Welttourismustag! In diesem Jahr steht dieser unter dem Motto „Tourismus und nachhaltige Energie“. Immer mehr Skigebiete erarbeiten Konzepte, um Tourismus und Umweltschutz miteinander in Einklang zu bringen. Skigebiete-Test.de und Snow-Online.de zeigen, welche Probleme durch den Skitourismus entstehen und stellen Skigebiete mit innovativen Lösungen vor.

Großer Spaß auf der Piste – Große Eingriffe in die Natur
„Klimaerwärmung bedroht Skigebiete in den Alpen“ – Schlagzeilen dieser Art tauchten in den vergangenen Jahren immer wieder in den Medien auf. Laut einer Studie der OECD könnte sich die Zahl der schneesicheren Skigebiete in den Alpen von derzeit 87% auf bis zu 21% reduzieren. Fast alle Skigebiete arbeiten gegen den Schneeschwund und beschneien ihre Pisten, um den Gästen 100prozentiges Wintervergnügen zu garantieren.

Doch gerade die künstliche Beschneiung stellt eine der größten Belastungen für die Umwelt rund um die  Skigebiete dar, denn sie benötigt jede Menge Energie. Pro Hektar beschneiter Fläche werden ca. 24.400 kWh benötigt. Und auch der Wasserverbrauch ist enorm. Für die Beschneiung der Pisten in den Alpen werden laut der Organisation Cipra ca. 95 Mio. Kubikmeter Wasser verbraucht – das entspricht ungefähr dem Jahresverbrauch einer Stadt mit 1,5 Mio. Einwohnern. Das Problem wird zusätzlich verschärft, da die Wasserstände im Winter ohnehin niedrig sind.

Zudem müssen für die Beschneiung Wasser- und Stromleitungen verlegt werden, was einen zusätzlichen Eingriff in die Natur bedeutet. Ausserdem wird für die Erschließung von Skipisten  durch Abholzung, Lärm und Licht das Gleichgewicht von Flora und Fauna gestört. Nicht zuletzt aber setzen die Urlauber selbst der Natur stark zu. Das erhöhte Verkehrsaufkommen durch den Tourismus, der Energieverbrauch für Unterkunft und Bewirtung sowie große Abfallmengen führen zu großen Mengen an CO2 Ausstößen.

Die Skigebiete befinden sich also in der Zwickmühle: Die Regionen sind wirtschaftlich vom Skitourismus abhängig. Die Urlauber fordern immer mehr Komfort und schneesichere Pisten. Um den Ansprüchen der Gäste gerecht zu werden, müssen jedoch Eingriffe in die Natur in Kauf genommen werden, die zusätzlich zur Klimaerwärmung beitragen. Ein zu 100% umweltverträgliches Skivergnügen wird es nie geben. Einige Skigebiete zeigen aber mit innovativen Ideen, dass sich Wintertourismus und Umweltschutz nicht gegenseitig ausschließen.

Bergbahnen See – Mit Wasserkraft für den Umweltschutz
Mit gutem Beispiel voran gehen die Bergbahnen See im Paznauntal in Tirol.  Das Skigebiet macht sich die vorhandenen Ressourcen zu Nutze und hat seine Beschneiungsanlage mit einem Wasserkraftwerk kombiniert. „Mit diesem Konzept haben wir das Notwendige, nämlich die Beschneiungsanlage mit dem ökologisch und wirtschaftlich sinnvollen, der Erzeugung von Ökostrom, sehr gut verbinden können“, erklärt Herbert Zangerl, der Geschäftsführer der Bergbahnen See.
Bis zu 11 GWh können so pro Jahr gewonnen werden.  Allerdings benötigt das Skigebiet nur ein Viertel der produzierten Energie selbst, denn das Wasserkraftwerk erzeugt über das ganze Jahr hinweg Energie. Dadurch können zusätzlich 2.000 Haushalte mit dem Öko-Strom versorgt werden und 1.650 Tonnen CO2 gegenüber fossilen Energieträgern eingespart werden.
Damit ist in puncto Umweltschutz bei den Bergbahnen See aber noch lange nicht Schluss: „Wir haben vor allem beim Pistenbau aus Fehlern der Vergangenheit gelernt. In Zusammenarbeit mit entsprechenden Fachleuten möchten wir künftige Projekte deutlich naturnäher umsetzen, auch wenn dies Mehraufwand bedeutet,“ sagt Zangerl.

Lech Zürs – Mit einem umfassenden Umweltkonzept für die Zukunft
Eine echte Vorreiterrolle in Sachen nachhaltigem Handeln hat das Skigebiet Lech Zürs in Vorarlberg inne. Bereits der Begründer der Skilifte achtete beim Bau der ersten Lifte Ende der 30er Jahre darauf, der Natur möglichst wenig Schaden zuzufügen. „Dieses Engagement hält bis heute bei Führung und Mannschaft an. Daher haben sich die Skilifte Lech auch als erstes Seilbahnunternehmen der Welt einer Strukturierung und ständigen Kontrolle nach ISO 9.001, EMAS und ISO 14.001 unterworfen“ erzählt Michael Manhart, Geschäftsführer der Skilifte Lech.
Das Konzept umfasst alle Bereiche des Tourismus in Lech. Die Skiliftgesellschaft beteiligte sich zum Beispiel daran, ein Infrastruktursystem aufzubauen, das den Verkehr in Lech sowie dadurch entstehende Emissionen verringert. Außerdem sind alle zum Skigebiet gehörenden Gebäude in Lech an ein Biomasse-Heizwerk angeschlossen. Beständig versuchen die Betreiber, die Nutzung von alternativen Energiequellen auszubauen. Schon jetzt verfügt die Bergstation der Kriegerhornbahn über die modernste Photovoltaikanlage der Alpen.
„Natürlich entwickeln sich auch die Ideen für weitere Umweltschutzmaßnahmen stetig weiter. Aktuell befassen wir uns mit der Zucht sehr geländegängiger, wetterharter schottischer Hochlandrinder für die Beweidung steilen Geländes, wodurch sich dort die Schneerutschgefahr drastisch reduzieren lässt. Die Anlage eines größeren Speichersees für Beschneiung und Rückgewinnung elektrischer Energie steht ebenfalls auf der Projektliste“, schaut Manhart in die Zukunft.

Kitzsteinhorn – Mit einem Managementsystem für die Natur
Auch am Kitzsteinhorn im Salzburger Land wird Umweltschutz groß geschrieben. Das Skigebiet verfolgt ein konsequentes Umweltmanagement, das nicht nur für die Pisten, sondern auch für die Gastronomie gilt. Ziel ist es, die wirtschaftliche Entwicklung und die Vermeidung von Umweltbelastung miteinander in Einklang zu bringen. „Mit diesem Managementsystem verpflichten wir uns zu einer regelmäßigen Überprüfung von außen und einer kontinuierlichen Verbesserung der definierten Umweltmaßnahmen“, erläutert Peter Präauer, der kaufmännische Vorstandsdirektor der Gletscherbahnen Kaprun AG.
Bei allen Entscheidungen steht die Reduzierung von möglichen Umweltauswirkungen ganz oben. Dafür lassen sich die Verantwortlichen von kompetenten Partnern beraten. So wird zum Beispiel eng mit dem Nationalpark Hohe Tauern, dem Haus der Natur Salzburg und dem Institut für Ökologie Salzburg zusammengearbeitet. Beim Bau der 2011 fertiggestellten Gipfelwelt 3000, der Hochlagenbegrünung oder dem landschaftsschonenden Pistenbau lässt man sich am Kitzsteinhorn von den Experten beraten. Das breite Engagement des Kitzsteinhorns im Umweltschutz ist sogar preisgekrönt. Im vergangenen Jahr erhielt das Skigebiet   den pro natura – pro ski AWARD, eine Auszeichnung für Skigebiete, die sich kontinuierlich darum bemühen, ihre Umweltstandards zu verbessern.

5 Tipps für umweltschonenden Skiurlaub:

1. Das meiste CO2 produzierst Du bei Deinem Skiurlaub mit der An- und Abreise per Auto! Viele Skiorte können aber sehr gut mit Bus und Bahn erreicht werden und der Skibus bringt Dich bequem zum Lift. Deine Ausrüstung kannst Du schon vorher per Bahn verschicken. So beginnst Du Deinen Skiurlaub garantiert staufrei, ohne Stress und umweltfreundlich dazu.

2. Wähle Dein Skigebiet sorgfältig aus. Muss es immer größer und weiter sein? Bestimmt gibt es auch in Deiner Nähe ein Skigebiet, das Deinen Ansprüchen genügt. Bei der Suche hilft Dir unser Skigebiet-Konfigurator.

3. Beschneiungsanlagen sind eine große Belastung für die Natur. Je geringer der Anteil beschneiter Pisten, desto besser. Vielleicht reichen ja auch 45% Beschneiung statt 90%. Wie groß der Anteil im von Dir gewählten Skigebiet ist, erfährst Du beim jeweiligen Tourismusverband.

4. Plane keinen Skiurlaub, sondern einen Winterurlaub! Urlaub beginnt im Kopf und mit der richtigen Einstellung können die Ferien nur perfekt werden. So bist Du flexibel, wenn mal nicht so viel Schnee liegt. Schneeschuhwandern und Schlittschuhlaufen sind auch tolle Winteraktivitäten.

5. Wer nur wenig Ski fährt, sollte auf eine eigene Ausrüstung verzichten. Mit Leihski fährt es sich genau so gut und es spart Ressourcen und Geld. Auf dem Skibasar gibt es außerdem meist Top-Ski aus der Vorsaison zum kleinen Preis.