Weidmann weist Aufweichung der Inflationsbekämpfung zurück

Bundesbankchef Jens Weidmann hat Berichte zurückgewiesen, die deutsche Notenbank werde künftig höhere Inflationsraten akzeptieren. Das sei eine „absurde Diskussion“, sagte Weidmann der „Süddeutschen Zeitung“. Die Haltung seiner Institution habe sich nicht verändert: „Als Teil des Euro-Systems ist es unser Mandat, die durchschnittliche Inflationsrate im Euro-Raum bei knapp zwei Prozent zu halten. Das kann im Einzelfall aber auch bedeuten, dass die Inflation in Deutschland zeitweise über dem Durchschnitt und gleichzeitig in anderen Euro-Ländern unter dem Durchschnitt liegt.“

Weidmann rechnet allenfalls mit leicht höheren Preisen in Deutschland, die etwas über zwei Prozent liegen könnten. „Wenn wir im EZB-Rat darauf achten, so Weidmann, „dass die durchschnittliche Inflation nicht über zwei Prozent ansteigt, dann läuft die Inflation auch in Deutschland nicht aus dem Ruder. Die Bürger können sich auf die Wachsamkeit der Bundesbank verlassen.“ Josef Ackermann, der Chef der Deutschen Bank, lobte die Signale aus Deutschland. „Wenn wir Europa gemeinsam verbessern wollen, muss jeder seinen Beitrag leisten“, sagte er auf einem Diskussionsforum von Süddeutscher Zeitung und Phoenix am Donnerstag in Frankfurt. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble habe gesagt, „vielleicht müssen wir im Lohnbereich etwas flexibler sein“, und die Bundesbank erkläre, „vielleicht ist auch die Inflationsvorgabe nicht ganz so eng auszulegen“. Wenn man Anpassung nur von den Problemländern erwarte, berge dies die Gefahr „nicht mehr mehrheitsfähiger Regierungen und auch von Sicherheitsproblemen“. Ackermann zeigte sich besorgt über die europäische Schuldenkrise: „Ich bin erstmals seit längerer Zeit beunruhigt.“