„Warum die derzeitige Situation ein Geschenk ist“

Zukunftsmanager Dr. Pero Mićić warnt davor, positive Konjunkturdaten mit dem Ende der Krisen zu verwechseln. Er fordert, die Zeit für Innovation und Krisenvorbereitung zu nutzen.
Eltville, 26.04.2012 – Die aktuellen Wirtschaftszahlen für Deutschland sind gut. Positive Wachstumsprognosen, die gute Stimmung in den Unternehmen sowie die sinkende Arbeitslosigkeit werden als Anzeichen dafür gedeutet, dass sich die Bundesrepublik im Aufwind befindet. Nicht ohne Stolz wird darauf hingewiesen, dass die deutsche Wirtschaft trotz Euro- und Schuldenkrise in Europa schwarze Zahlen schreibt und als „sicherer Hafen“ und „europäische Wirtschaftslokomotive“ gilt.

Dennoch warnen Ökonomen gleichzeitig davor, die aktuelle Entwicklung als Anzeichen dafür zu interpretieren, dass die Krise bereits überwunden sei. Die positiven Zahlen seien nicht mehr als eine Momentaufnahme. Angesichts der Situation in den Staatshaushalten Südeuropas, der ebenfalls enormen Schuldenlast fast aller anderen Euro-Staaten und der künstlichen Geldschwemme der Europäischen Zentralbank sei davon auszugehen, dass es noch einige Turbulenzen geben werde. Zudem hätten auch die USA ihre grundlegenden Probleme nicht im Ansatz gelöst. Schon jetzt prognostizieren daher einige Experten wie etwa der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, dass sich die Wirtschaft auf eine erneute Rezession zubewege, die sehr ernst werden und die Euro-Krise weiter verstärken könnte.

„Die jetzige Situation ist ein Geschenk, das wir unbedingt nutzen sollten“, sagt Pero Mićić, Vorstand der FutureManagementGroup AG. Gleichzeitig ist die Situation aber auch gefährlich: Mićić weist darauf hin, dass positive Momentaufnahmen häufig die Tendenz bestärken, an ein „Weiter so“ zu glauben: „Die Gefahr ist groß, erneut in die Kurzfristfalle zu tappen.“ Für den Zukunftsmanager ist der jetzige Zeitpunkt ideal, um Unternehmen noch krisenrobuster zu machen und die Chancen in neuen Märkten und Geschäftsmodellen zu nutzen: „Gerade jetzt muss das Kurzfristdenken, zu dem der Mensch durch seine Gehirnstruktur grundsätzlich neigt, durch langfristig orientierte Strategien und Innovationen überwunden werden.“

Um sich als Unternehmen für künftige Krisen zu wappnen, müssen mit bewährter unternehmerischer Zukunftsforschung verschiedene Szenarien durchgespielt und Strategien entwickelt werden. Für Mićić sind drei Szenarien relevant: Das günstigste, wenngleich nicht wahrscheinlichste Szenario ist, dass die Schuldenkrise ohne größere Katastrophen überwunden werden kann. Ohne drastische Maßnahmen dürfte dies allerdings nicht gelingen. Auch das Eintreten einer Phase relativ hoher Inflation sei denkbar. Bedrohlicher und wohl auch wahrscheinlicher ist für Mićić jedoch das „japanische Szenario“ einer langen deflationären Phase: „Hierauf sind die wenigsten Menschen mit ihren Geldanlagen und Unternehmen mit ihren Geschäften vorbereitet.“

Zukunftsmanagement ist gefordert. Unabhängig davon, welches der Szenarien tatsächlich eintreten wird – Zukunftsmanager Dr. Pero Mićić hält die Erschließung von Zukunftsmärkten und die Entwicklung neuer innovativer Geschäftsmodelle für unerlässlich: „Dies muss jetzt geschehen und nicht erst, wenn die nächste Krise schon da ist. Wir müssen die derzeitige Situation als Geschenk verstehen.“

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Tanja Bernsau
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