VW stellt sich auf Krise in Europa ein

Volkswagen stellt sich auf den Einbruch der Nachfrage in der Heimatregion ein: Europas größter Autobauer schichtet dazu die Produktion um, nutzt den alten Golf als Preisbrecher im Kampf um die Kunden und korrigiert den geplanten Absatz für 2012 leicht nach unten. „Die Probleme in Europa treffen uns besonders beim Passat, der gerade bei Geschäftskunden gefragt ist. Viele Flottenkunden schieben ihre Bestellungen auf“, sagte Volkswagens Betriebsratschef Bernd Osterloh dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe).

„Wir reagieren darauf, indem wir Schichten herausnehmen.“ Aktuell ruht die Produktion des Passat in dieser Woche nach dem freien Tag der deutschen Einheit auch am heutigen Freitag. Bereits gestern standen die Bänder still. Beim Golf fahren die Wolfsburger dagegen Sonderschichten, produzieren trotz des Modellwechsels den auslaufenden Golf weiter. Da die Maschinen längst abgeschrieben sind und die Rendite entsprechend hoch ist, setzt der Autobauer ihn als Preisbrecher ein. Osterloh: „Weil wir die alte Generation, bis Ende des Jahres parallel mit dem neuen Modell bauen, können wir damit Preiskämpfe abwehren, ohne den neuen Golf zu belasten.“ Sondermodelle des alten Golf bieten Händler mit für VW ungewöhnlich hohen Rabatten an. „Selbstverständlich nutzen wir wie üblich in der Branche zum Auslauf einer Fahrzeuggeneration Sondermodelle“, bestätigte Volkswagens Vertriebsvorstand Christian Klingler dem „Handelsblatt“. VW gehört aber aus seiner Sicht „ganz sicher nicht zu den Rabatttreibern“. Klingler wies den Vorwurf zurück, der Autobauer müsse bereits vor dem Start der neuen Generation des Golf im November hohe Rabatte gewähren. „Die Bestellungen des neuen Golf liegen über unseren Erwartungen, der Auftragseingang ist überaus erfreulich“, sagte der Vertriebsvorstand. „Wir gewähren auch keine Riesen-Rabatte, wie das gegenwärtig kolportiert wird. Das sind Lockangebote einiger weniger Händler im Internet.“ Der Vertriebsvorstand will das Händlernetz profitabel halten. „Wir wollen nicht auf Halde produzieren“ sagte Klingler. Um die Kosten im Griff zu behalten, reduziert Volkswagen die Lagerbestände. „Teilweise liegen die Bestände 20 Prozent unter der idealen Größe“, sagte Betriebsratschef Osterloh. Der Konzern senkt zudem seine maximal eingeplante Produktionskapazität. Statt in diesem Jahr potenziell bis zu 9,7 Millionen Fahrzeuge bauen zu können, rechnet Produktionsvorstand Michael Macht inklusive der Lkw-Töchter MAN und Scania nur noch mit bestenfalls 9,4 Millionen. Das geht aus der internen Bedarfs-Kapazitätsplanung hervor, die dem „Handelsblatt“ vorliegt. Der Absatz sinkt dem aktuellen Stand nach allerdings nicht in derselben Größenordnung. „Die Bedarfs-Kapazitätsplanung bildet ab, wie viel Autos wir pro Jahr unter technischen und logistischen Bedingungen im besten Fall bauen können“, sagte Osterloh, der im Präsidium des Aufsichtsrats sitzt. Daraus lasse sich aber nicht zwangsläufig ableiten, wie viele Autos Volkswagen wirklich verkaufe. „Der VW-Konzern verkauft in 2012 voraussichtlich deutlich mehr Autos als im letzten Jahr. Aber richtig ist, es werden etwas weniger sein als ursprünglich geplant“, räumte Osterloh ein. „Wir reden allerdings von maximal 140.000 Autos.“ 2011 setzten die Niedersachsen weltweit knapp 8,4 Millionen Autos ab.