„Er ist jung und er ist intelligent und er passt nicht ins Klischee“, schreibt Hamelns größte Tageszeitung über den Hamburger Obdachlosen Max Bryan, der während seiner Radtour quer durch Deutschland auch in Hameln gastierte.
(ddp tp) Inzwischen ist der 36-Jährige weitergefahren, denn was er in Hameln erlebte, „toppte sogar noch Hamburg“, sagt der inzwischen prominente wohnungslose Max Bryan im Rückblick auf sein Treffen mit einem Hamelner Hausverwalter. Demnach habe ein gewisser Herr T. ihm nur deshalb keine Wohnung geben wollen, weil Bryan „OFW“, also „ohne festen Wohnsitz“ im Ausweis stehen hat. Unwissend der Tatsache, wer da vor ihm steht, schickt der Vermieter den Obdachlosen wieder weg, obwohl er ihm die Wohnung vorher fest versprochen hatte. Seine Gunst dem Obdachlosen gegenüber, änderte sich schlagartig, nachdem er erfahren hatte, dass er seit 18 Monaten auf der Straße lebt.
„Unsere Firma nimmt nur Leute, die irgendwo herkommen und die auch einen festen Wohnsitz haben“, soll der Hausverwalter zum Obdachlosen Max Bryan gesagt haben und Bryan fühlte sich diskriminiert.
http://www.themenportal.de/bilder/auf-hoffnung-folgt-enttaeuschung-keine-wohnug-fuer-max-bryan-wegen-ofw-status
Als Bryan dann nachfragt, warum Wohnungslose bei ihm generell keine Wohnung bekommen, wird der Verwalter ungehalten, was Bryan ihn „anmachen“ würde, fragt er. Als Bryan dann mit dem Inhaber der Firma direkt sprechen möchte, lässt er den Wohnungssuchenden auch noch stehen und ignoriert jeden weiteren Interventionsversuch.
Persönlicher Erlebnisbericht unter: http://www.facebook.com/notes/max-bryan/ergebnis-hameln-hausverwalter-diskriminiert-obdachlose/319463408071581
Max Bryan ist seit 18 Monaten obdachlos. In Hamburg fand er keine für ihn bezahlbare Wohnung, weshalb er die Hansestadt Mitte November dann auch verließ. „Ich fahre so lange, bis ich eine Wohnung habe“, sagte er vor seiner Abreise aus Hamburg. Seine Rede zum Hamburger „Mietenwahnsinn“ ist legendär. Blogger und Anhänger fordern sogar schon ein Auszeichnung für so viel Mut und Eigenbemühung.
„Aus großer Schwäche folgt große Kraft“, wäre wohl ein passender Spruch hierzu und so schwach wie Max Bryan in diesem Video rüberkommt, ist er längst nicht mehr. Hunderte Kilometer ist er schon gefahren, auf der „Suche nach Glück und einer Wohnung“, wie es viel zitiert heißt. Die örtliche Presse entlang seiner Radstrecke unterstützt den Wohnungssuchenden mit Zeitungsberichten und Suchmeldungen, „ein letzter Versuch, vor Weihnachten doch noch eine Wohnung zu finden“ und die braucht er auch. Denn zum Jahresende hat die Einlagerungsfirma gekündigt, dort wo Max Bryan seine ganzen Sachen stehen hat und er könnte alles verlieren, wenn er jetzt nicht fündig wird. Wohl deshalb auch wurde aus der Not heraus die Idee zu „wohnungsmelder.org“ geboren, um nicht länger nur die Nummer 10 der Auswahl zu sein. Vermieter können auf dieser Internetseite freien Wohnraum melden, speziell für Wohnungslose, Menschen, die sonst chancenlos sind.
„Viele der Menschen, die auf der Straße leben, bekommen gar nicht erst die Chancen beweisen zu dürfen, dass sie im Stande sind die Wohnung auf Dauer auch halten zu können, besonders, wenn sie längere Zeit schon wohnungslos sind“, sagte Max Bryan unlängst gegenüber Reportern des Evangelischen Pressedienstes (epd). Das mit der rein zufälligen Attacke eines Hamelner Vermieters diese Aussage nun auch real existierend untermauert wird, ist fast schon Ironie und auch ein bezeichnendes Beispiel für die grundlegende Ausweglosigkeit vieler Wohnungsloser und das nicht nur in Hamburg oder Hameln.
„Der Wohnungsmarkt sei für Menschen, die von Sozialhilfe lebten oder nur ein niedriges Einkommen hätten, in vielen deutschen Großstädten und Kommunen wie „leer gefegt“, beklagt Werena Rosenke von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) mit Sitz in Bielefeld. Kleine, preisgünstige Wohnungen für ein oder zwei Personen gebe es kaum noch – und wenn, nur auf dem Land. Mietervereine schätzen, dass allein in Hamburg 5.000 bis 8.000 Sozialwohnungen fehlen“, schreibt der epd dazu.
Demnach sind wohnungslose Menschen geradezu genötigt, längere Zeit auf Suche zu gehen und wenn dann noch jemand kommt, so wie Max Bryan, der Willens ist, sich aus dieser Lage zu befreien und dafür sogar hunderte Kilometer Rad fährt, dann wäre die Würdigung seiner Leistung eine durchaus angemessene Reaktion, nur geht es eben auch anders, wie der hier vorliegende Fall eindrucksvoll belegt.
Bryan bettelte förmlich um eine Chance die Wohnung besichtigen zu dürfen, aber dazu kam es nicht. „Dann müssen wir ja gar nicht weiterreden“, soll der Hausverwalter zu ihm gesagt haben, als er hörte, dass der Wohnungssuchende schon seit Monaten wohnungslos ist und er wird noch frecher:„Andere geben Ihnen auch keine Wohnung, sonst wären Sie bei mir ja nicht auf der Suche!“, soll der Hausverwalter dem Obdachlosen dann zum Abschied noch gesagt haben. Eine Aussage, die den Frustfaktor noch einmal steigern dürfte und wäre jeder Vermieter in Deutschland so wie Herr T. aus Hameln, würde kein Obdachloser je wieder eine Wohnung finden, weil er aufgrund einer formellen Voraussetzung – die Leute haben „OFW“ im Ausweis stehen – von vornherein ausgegrenzt und diskriminiert sind.
„18 Monate Ausgrenzung und Diskriminierung und nie hätte ich geglaubt, dass es anderswo noch schlimmer geht“, schreibt Max Bryan in sein Tagebuch.
Trotz der Niederlage will der Obdachlose jetzt weiterkämpfen und verlängerte seiner Tour über Weihnachten hinaus bis Ende 2011. Am 30. und 31.12. gastiert der Obdachlose in Bad Nauheim. Es ist die vorerst letzte Station seiner Radreisetour.
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Infos zu Max Bryan auch unter http://www.maxbryan.com