Beratungsunternehmen Centomo will mit einer Studie die Debatte versachlichen – Personalexperte Michael Zondler: „Wir sollten auf die Stimme der Praxis hören“
+++ von Ansgar Lange +++ Berlin/Sindelfingen. Kritiker halten die immer wiederkehrende Debatte über Frauenquoten für ein „Abfallprodukt“ der Gender-Bewegung. Die jüngste Auseinandersetzung über die Quote innerhalb der schwarz-gelben Bundesregierung kommentierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) http://www.faz.net mit bissigen Worten: Die Streitereien unter Bundesfamilienministerin Kristina Schröder und Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (beide CDU) seien der Beweis dafür, „dass Machtspiele keine Männerdomäne sind, sondern nur anders heißen: Zickenkrieg statt Hahnenkampf“. Die Rheinische Post (RP) schrieb, das Ringen um die Quote sei ein weiteres Beispiel dafür, dass diese Regierung kaum in der Lage ist, Konsens in Sachfragen zu erzielen.
Aber wird die Diskussion über Frauen in Führungspositionen oder in der Wirtschaft im Allgemeinen überhaupt sachlich geführt? Es hat doch eher den Anschein, als würden Tabuzonen um dieses Thema errichtet. Bei der Berichterstattung über die angeblich unwilligen Dax30-Unternehmen, die keine Lust auf die Quote haben, nahmen viele Medien recht einseitig Partei für die Befürworter einer Frauenquote.
Der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx http://www.horx.com/FutureBlog/Warum-die-Frauenquote-kommt.aspx glaubt fest daran, dass die Quote kommt. Doch es gebe noch große Schwierigkeiten: „Das zentrale Problem ist die männerbasierte Präsenzkultur. Es ist ein Wettbewerb um Anwesenheitszeiten, um kommunikative Präsenz, der die Karrieredynamik antreibt: Wer sein Privatleben der Firma opfert, ist „leistungsbereit“. Ohne dieses Zeit-Über-Engagement bleibt man allenfalls im Mittelbau stecken.“ In Skandinavien gelte jemand, der nach 18 Uhr noch am Schreibtisch sitze, nicht als besonders tüchtig, sondern als jemand, der seine Arbeit nicht im Griff habe. Nur über eine Frauenquote ließe sich die „Zeitkultur“ ändern, weil Frauen im Gegensatz zu Männern auch gern noch ein funktionierendes Privatleben hätten. Horx weiter: „Die Karrierewelt kann sich nur ändern, wenn eine kritische Masse von Frauen in den Chefetagen eine generell andere Zeitkultur durchsetzt – in Kooperation mit starken Männern die auch kein Interesse mehr daran haben, mit ihrer Familie nur noch auf diplomatischem Wege zu verkehren. Erst dann wird man verstehen, dass langes Hocken in Büros keine bessere, sondern schlechtere Führung macht. Die Verursacher der Bankenkrise waren allesamt Männer, die 16 Stunden am Tag „arbeiteten“. In zehn, zwanzig Jahren werden wir uns an die Männerriegen erinnern wie an das Rauchen in Flugzeugen oder Restaurants – ein bisschen nostalgisch, ein bisschen verwundert, wie das so lange dauern konnte. Manchmal braucht man dirigistische Maßnahmen, um (später) auf Dirigismus verzichten zu können.“
Eine dezidiert andere Position vertritt Florian Willet http://www.florianwillet.com/de/books/deutschlands-frauen-schaffen-ihre-maenner-ab-florian-willet-erklaert-weiblichen-chauvinismus/ in seinem provokanten Buch „Deutschlands Frauen schaffen ihre Männer ab“. Er spricht sogar von „weiblichem Chauvinismus“, mit der man den Männern zu Leibe rücke. Willet behauptet, dass die vermeintliche Dominanz des „starken Geschlechts“ dereinst biologisch gebrochen werden wird: „Wenn man die steigende Anzahl weiblicher und die abstürzende Anzahle männlicher Abiturienten anschaut, kann man an einer Hand abzählen, dass die aufgeklärten Gesellschaften, deren hohe und höchste Führungspositionen bislang noch immer überwiegend in männlichen Händen liegen, in nur wenigen Jahren fast vollständig von Frauen besetzt sein werden.“ Denn Schulunterricht an Hauptschulen sei schon heute überwiegend eine Jungenveranstaltung.
Unternehmen beschäftigen Arbeitnehmer nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern weil sie die Arbeitsleistung benötigen, sagt Willet. Sie könnten es sich also gar nicht leisten, gleichsam aus lauter Männerbündlerei nur völlig inkompetente Herren einzustellen oder mit Führungsaufgaben zu betrauen. Natürlich verdienten Ärzte mehr als Krankenschwestern oder Piloten mehr als Stewardessen: „Das vollständige Nachwachsen der Frauen (besagter biologischer Trend; A.L.) wird aber bald abgeschlossen sein, was dann selbstverständlich bedeuten wird, dass Ärztinnen mehr als Krankenpfleger und Pilotinnen mehr als Stewards verdienen“.
Quotenregelungen – so kann man die Aussagen des Autors zusammenfassen – setzen Leistungsprinzipien außer Kraft. Quoten, so der Autor, bewirken, dass unmittelbare natürliche soziale Prozesse ausgehebelt und durch bürokratische Autorität ersetzt werden. Wer es – unabhängig vom Geschlecht – ernst meint mit Quotierungen, der sollte auch schnellstmöglich dafür sorgen, dass die Hälfte aller Möbelpacker, Personenschützer, Wachleute, Lkw-Fahrer, Hochhausfensterputzer, Soldaten, Tiefseetaucher und Sprengstoffexperten Frauen sein müssten. Willet drückt es drastisch aus: „Wer Frauen zugesteht, dass sie früher Feierabend machen können, damit sie ihre Kinder von der Schule abholen und Zeit mit ihnen verbringen können, der sollte auch Jungs zugestehen, dass sie weniger Klausuren schreiben müssen, damit sei mehr Zeit für ihre erotischen Träume haben.“
Doch wie sehen die Praktiker aus der Wirtschaft die Quote? Diese Frage will das Sindelfinger Beratungsunternehmen Centomo http://www.centomo.de mit einer aktuellen Studie beantworten. Dazu hat das Unternehmen einen Fragebogen entwickelt, der in Kürze ausgewertet und dann in Form einer Studie der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll https://www.soscisurvey.de/centomo/. „IBM bekommt zum Jahreswechsel eine neue Führung. Erstmals in der hundertjährigen Unternehmensgeschichte rückt eine Frau an die Spitze des Konzerns. Bei uns sind bereits jetzt 20 Prozent der Führungskräfte in mittelständischen Unternehmen weiblich – deutlich mehr als in Dax-Firmen und ohne Frauenquote. Wir wollen mit unserer Umfrage unter Frauen und Männer aus der Praxis klären, wie sie zur Frauenquote stehen. Es wird interessant sein, ob „die Praxis“ genauso über die Quote denkt wie ein Großteil der Politik oder der Medien“, so Centomo-Geschäftsführer Michael Zondler. „Die Dauerdebatte über die Frauenquote erinnert bisweilen an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Es wird Zeit, dass man sich dem Thema ohne moralische Überhöhungen oder ideologische Voreingenommenheiten nähert. Meiner Meinung nach sollte sich die Politik daran ausrichten, wie die Frauen und Männer darüber denken, die täglich unseren Wohlstand in mittelständischen oder auch Großunternehmen sichern helfen.“
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