Hessen entwickelt sich zu einem Zentrum der Salafisten. „Die Zahl der Salafisten hat sich bei uns seit 2009 annähernd verdoppelt“, sagte Catrin Rieband, die Direktorin der Islamismus-Abteilung des Hessischen Verfassungsschutzes, der Tageszeitung „Die Welt“. Derzeit werden in Hessen bis zu rund 800 Personen der salafistischen Szene zugerechnet, bundesweit sind es etwa 4.000. Laut Rieband bereitet der enorme Zulauf dem Landesamt große Sorge.
Denn die salafistische Ideologie etabliere sich zunehmend auch als Jugendsubkultur. Insbesondere in sozialen Brennpunkten könne die fundamentalistische Islamströmung anziehend auf junge Muslime und Konvertiten wirken. „Es sind umfangreiche Präventionsprogramme nötig, um die von Salafisten ausgehende Gefahr wirkungsvoll eindämmen zu können“, rät Rieband. Die bisherigen Ansätze, etwa Anti-Radikalisierungs- und Aussteigerprogramme, findet Rieband allerdings wenig bis gar nicht effektiv. Mehrere Salafisten, die bei den Ausschreitungen in Nordrhein-Westfalen Anfang Mai festgenommen worden waren, hatten Kontakte zur radikalen Islamschule (200 Online-Studenten) des Braunschweiger Predigers Muhamed C.. „Er bietet im Rahmen seiner Schule Islam-Unterricht im Internet an. Fünf der Festgenommenen haben bei C. studiert. Zwei von ihnen hatten persönliche Kontakte nach Braunschweig und lebten dort auch zeitweise“, sagte der niedersächsische Verfassungsschutzpräsident, Hans-Werner Wargel, der „Welt“. C. selbst propagiert den sogenannten politischen Salafismus, der zwar als verfassungsfeindlich eingestuft wird, sich aber von Gewalt zu distanzieren versucht. „Aber auch dieser politische Salafismus ist in der Lage den Boden für Gewalt zu bereiten, weil er die extreme Positionierung seiner Anhänger festigt und ihnen damit das ideologische Rüstzeug für Gewalt gibt“, erklärte Wargel. Er hält diese Distanzierung einiger führender Salafisten für völlig unglaubwürdig: „Hier wird eine Ideologie gepredigt, die Gewalt sät, selbst wenn man sich verbal davon distanziert.“ Der politische und der gewaltbereite Salafismus ließen sich nicht klar voneinander abgrenzen. Für Wargel gibt es da „Schnittmengen“. Der Salafismus sei längst auch zum Nährboden für Terrorismus geworden ist. „Nicht jeder Salafist kann mit terroristischen Aktivitäten in Verbindung gebracht werden. Aber alle, die im Terrorismus gelandet sind, waren vorher Salafisten“, sagte Wargel der Zeitung.