Görlitz, 10. August 2011 (jk) – In einer Zeit, in der Neugründungen immer schwierigere Startbedingungen haben, scheint der gesunde Menschenverstand vom Gründungswilligen zu verlangen, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben. Er sollte wohl am besten ein vielfach erprobtes Konzept kopieren, genaue Berechnungen anstellen um dann, wenn alles gut geht, innerhalb eines Jahres ein maßvolles, aber konstantes Plus einfahren. Wem das aber trotz Sechzehn-Stunden-Tag und Sechseinhalb-Tage-Woche zu langweilig ist, der kann alles auf eine Karte setzen und eine Geschäftsidee realisieren, die wirklich neu ist. Dann beruht seine Zielgruppenanalyse bestenfalls auf kleinen Statistiken Marke Eigenbau und die Rentabilitätsvorschau auf waghalsigen Schätzungen. Das geht mit großer Wahrscheinlichkeit nach hinten los – aber wenn nicht, dann läuft es eben richtig gut. Weil man dann eine Marktlücke entdeckt hat, die man (zumindest bis die Nachahmer kommen) ganz alleine besetzt.
Dass man sich mit ausgefallenen Geschäftsideen anfangs Kopfschütteln und Stirntippen gefallen lassen muss, ist keine Ausnahme. Dann hilft es womöglich, sich einen Amerikaner namens Harland Sanders ins Gedächtnis zu rufen, der beschloss, Hähnchenteile ausgerechnet in Cornflakes zu panieren und damit den Grundstein für eine der drei größten Fast-Food-Ketten der Welt legte. Oder die zwei Stanford-Studenten Larry Page und Sergey Brin, die sich in einer Garage zusammensetzten und ein Programm namens Google entwickelten, um damit das Internet herunterzuladen.
Andere einzigartige Gründungen entstanden, weil zwei Geschäftsideen kombiniert wurden, die man nicht auf Anhieb miteinander in Verbindung bringen würde. Ein Klassiker unter diesen ist das klassische Internet-Cafe, das Gastronomie und IT-Dienstleistungen verbindet; aber auch Friseur-Cafés und sogar Auto-Werkstatt-Cafés liegen im Trend. Andere 2in1-Gründungen kombinieren nicht die Dienstleistungen untereinander, sondern verbinden Produkt und Präsentation auf ungewöhnliche Weise: So entstand in Taiwan ein sogenanntes „Modern-Toilet-Restaurant“, in dem die Kundschaft anstatt auf Stühlen auf echten Toiletten speist – und diese auch benutzen darf. Weniger ekelerregend, aber auf demselben Prinzip basieren die zurzeit so beliebten „mobile Gastronomie“- Konzepte wie fahrende Reisbusse als Restaurants oder ein Zutaten-Lieferservice für ein maßgeschneidertes 4-Personen-Essen.
Ein weiterer Trend bei Geschäftsideen führt weg von der Wegwerfgesellschaft und hin zum brüderlichen Teilen: Unternehmen, die die gemeinsame Nutzung von Autos (flinkster.de), Küchen (kitchenchicago.com), Büchern oder einfach allem möglichen (Frents.com) organisieren, können sich gerade in Ballungsräumen kaum vor Kunden retten.
Ebenfalls ein sehr naheliegender Weg, sich ein echtes Alleinstellungsmerkmal zu sichern, ist natürlich ein einzigartiges Produkt. Von Pinkeltüten für Eilige (Peepo.de) über Probleme, die sich gelangweilte Alleskönner per Post zuschicken lassen können (needaproblem.com) sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
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