Massive Widerstände in der lokalen Bevölkerung gegen Palmölplantage in Kamerun
Schon seit Beginn der Pläne des US-Investors Herakles Farms, in Kamerun eine 70.000 Hektar große Palmölplantage zu errichten, hagelte es Proteste in der lokalen Bevölkerung. Diese richteten sich in erster Linie gegen Landraub und Korruption, aber auch gegen die Zerstörung des enorm artenreichen Regenwaldes und unsachgemäße Umweltverträglichkeitsstudien.
Der SAVE Wildlife Conservation Fund hatte fortlaufend Befragungen in der Bevölkerung durchführen lassen, bei denen sich bereits 3.000 Menschen per Unterschrift gegen die Plantage ausgesprochen haben, was über 80% der direkt betroffenen Bevölkerung repräsentiert.
Nun liegt erstmals eine umfassende unabhängige Untersuchung zur Stimmung in der Bevölkerung vor, mit dem Ergebnis, dass die Gemeinden im Plantagengebiet mehrheitlich gegen das Projekt sind, obwohl der Investor angeblich Arbeitsplätze, Wohlstand und bessere Infrastruktur verspricht.
Die Organisation „Forest Peoples“ Programme“ (FPP), die sich weltweit für die Rechte von Menschen einsetzt, die in und von Wäldern leben, hat dieses Ergebnis nun veröffentlicht.
Mitarbeiter des FFP interviewten im Mai dieses Jahres insgesamt 300 Menschen in den betroffenen Gemeinden Mundemba und Nguti, verschiedene Vertreter lokaler Organisationen, Dorfoberhäupter und lokale Anwälte.
Ziel war es zu überprüfen, ob die Prinzipien des FPIC eingehalten wurden. Diese Abkürzung steht für „Free, Prior and Informed Consent“ und ist ein Wertekodex für Unternehmen, die Projekte in Gebieten durchführen, in dem indigene Völker leben.
Im Kern geht es dabei um die drei Fragen: Haben die Menschen dem Projekt frei, im Vorfeld und auf Basis ausreichender Informationen zugestimmt?
Im Fall der geplanten Palmölplantage am Korup Nationalpark inmitten mehrerer Schutzgebiete sind – so das Kernergebnis der Untersuchung – alle drei Fragen mit einem klaren „Nein“ zu beantworten.
Zusammenfassend berichten die Verfasser, dass die Rechte der lokalen Bevölkerung durchweg bei der Projektplanung ignoriert und missachtet wurden.
Die Gemeinden haben keine Einwilligung in das Projekt gegeben, angeblich unterzeichnete Verträge existieren nicht.
Die Informationspolitik seitens des Investors Herakles Farms war spärlich, es gab nur einmalige Treffen, bei denen nur ein Bruchteil der Menschen über die Pläne unterrichtet wurde. Frauen waren generell nicht anwesend.
Proteste aus der Bevölkerung wurden sofort zerschlagen, der Investor, so die Schilderungen, schüchterte sie mit Drohungen ein. Einige Bewohner versuchten über gerichtliche einstweilige Verfügungen einen Stopp der Rodungen zu erwirken, Herakles setzte sich darüber hinweg und führte die Arbeiten fort.
Viele Bauern beschwerten sich über falsche Informationspolitik. In den wenigen Fällen, in denen einige dem Projekt und der Landabtretung zustimmten, taten sie das auf Basis falscher Annahmen „Wir gingen davon aus, unsere Zustimmung bezöge sich nur auf unsere weitere Gesprächsbereitschaft. Plötzlich begannen sie, über Nacht unsere Felder zu vereinnahmen und Grenzen und Zäune zu ziehen“, erzählten einige Dorfbewohner.
Ein anderer berichtet in den Interviews: „Als ich morgens auf mein Feld kam, stand da ein Bagger, inmitten meines Kakaofeldes. Ich habe mich nicht getraut, den Bagger zu entfernen, weil ich Angst hatte, sonst Ärger zu bekommen.“
Viele Bewohner jedoch wagen sich erst gar nicht, gegen das Projekt ihre Stimme zu erheben, da sie schon in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Staatsoberhäuptern gemacht haben. Beispielsweise gab es 1986 Zwangsumsiedelungen zur Gründung des Korup Nationalparks. Außerdem wurde gegen Aktivisten körperliche Gewalt ausgeübt, ihre Büros wurden durchwühlt. Auch das führte zur Einschüchterung.
Insgesamt gaben die Menschen in der Befragung an, in großer Sorge um ihr Land zu sein.
Sie befürchten, ihre natürlichen Ressourcen zu verlieren, die seit Generationen ihre Lebensgrundlage darstellen. „Unser Boden ist fruchtbar“, berichtet ein Kleinbauer. „doch er ist alles, was uns geblieben ist. Und nun kommt dieses Unternehmen und will ihn uns illegal wegnehmen. Für das, was sie uns antun, sollten auch sie alles verlieren.“
Durch Reservate und Nationalparks haben die Menschen bereits in der Vergangenheit die Hälfte ihres ursprünglichen Landes verloren. Wird noch mehr Land enteignet, ist auch der Rest ihrer Lebensgrundlage verschwunden.
Dies steht in eklatantem Widerspruch zu zahlreichen internationalen Abkommen wie der UN Charter, die Kamerun unterzeichnet hat. All diese Abkommen garantieren den Ureinwohnern ihre angestammten Landrechte.
Nur unbesiedelte und ungenutzte Gebiete darf der Staat Kamerun an Investoren übergeben, nicht jedoch besiedeltes Land. In jedem Fall aber müssen dem belastbare Umweltverträglichkeitsstudien vorausgehen und ausreichende Informationen an die Bevölkerung. Somit attestiert die Studie des Forest Peoples“ Programme auch dem Staat Kamerun ein Versagen in einigen Punkten.
Diese Untersuchung ist nur ein weiterer Punkt auf der langen Liste der Lügen und Verstöße des Palmölprojekts des US-Unternehmens Herakles Farms in Kamerun.
Menschenrechtsorganisationen und Naturschutzorganisationen wie der SAVE Wildlife Conservation Fund fordern die kamerunische und die deutsche Regierung erneut mit Nachdruck auf, Landraub, Umweltverbrechen sowie alle illegalen Aktivitäten konsequent zu verfolgen und umgehend zu stoppen.
SAVE ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich gezielt für die globale und nachhaltige Förderung des Artenschutzes einsetzt
Kontakt:
SAVE Wildlife Conservation Fund
Lars Gorschlüter
Dieselstr. 70
42489 Wülfrath
02058 -78 82-20
l.gorschlueter@save-wildlife.com
http://www.save-wildlife.com