Top-Fondsmanager Carmignac warnt vor Wahlsieg Hollandes

Edouard Carmignac, bekanntester französischer Fondsmanager und Doyen der Finanzindustrie seines Landes, fürchtet einen Sieg des Sozialisten François Hollande bei den Präsidentschaftswahlen am Sonntag und hofft auf die zähmende Wirkung Angela Merkels und des Marktes. „Bundeskanzlerin Angela Merkel wird alles tun, um Hollande auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen“, sagte er im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“. Sie solle keine Ratschläge geben, aber sie solle sehr deutlich machen, dass Deutschland nicht die Schecks für Hollandes Pläne ausstellen werde.

„Wenn er beispielsweise das Renteneintrittsalter in Frankreich wieder auf 60 Jahre senken will, dann sollte Deutschland sehr hart darauf bestehen, dass sich Frankreichs Haushaltsdefizit nicht weiter vergrößert.“ Ein Übriges werde der Markt tun. „Wenn Hollande zu weit vom Pfad der wirtschaftlichen Tugend abkommt, werden die Renditen für französische Staatsanleihen durch die Decke gehen und dann kann Frankreich sich kein Geld mehr leihen. Dann war`s das mit seinen Plänen.“ Carmignac vermisst bei beiden Präsidentschaftskandidaten den Willen zu Reformen in Frankreich, die dringend nötig wären. „Frankreich ist längst nicht mehr auf der richtigen Spur.“ Entscheidend sei, dass die Wirtschaft wettbewerbsfähiger werde. „Die Franzosen sollten das erkennen, bevor es noch ungemütlicher wird.“ Carmignac ist bekannt dafür, dass er sich immer wieder in die Politik seines Landes und Europas einmischt. Im Oktober vergangenen Jahres sorgte er weltweit für Aufsehen, als er einen sehr unfreundlichen öffentlichen Abschiedsbrief an Jean-Claude Trichet schrieb, der damals aus dem Amt des Präsidenten der Europäischen Zentralbank schied. Er warf ihm vor, nichts gegen die Krise getan zu haben. Sein Nachfolger, Mario Draghi, habe dagegen getan, was er konnte, sagt er heute. Die Carmignac-Fonds haben ein enormes Volumen. Allein im bekannten Mischfonds „Patrimoine A“ liegen rund 21 Milliarden Euro von Sparern und Investoren. Langfristig sieht der Fondsmanager die Eurozone vor einem Total-Umbau. „Wir werden in zehn Jahren eine Kern-Eurozone haben mit einigen Satelliten, die über Handels- oder Währungsvereinbarungen daran angeschlossen sind.“ Wer zum Kern gehören wird, sei noch nicht klar, aber diese Länder würden wesentlich enger zusammenarbeiten als heute. „Der Weg dorthin wird steinig, aber in zehn Jahren werden wir sagen, dass es sich gelohnt hat.“