Thomas Filor: Ein Jahr Mietendeckel – eine Bestandsaufnahme

In der Hauptstadt gibt es seit einem Jahr den Mietendeckel. Nun beklagen Immobilienexperten weniger Angebote für Mieter*innen und mehr Objekte für Käufer*innen. Thomas Filor klärt auf.

Magdeburg, 03.03.2021. „Die Mietpreisbremse hat sehr viel Kritik geerntet. Zweieinhalb Jahre nach dem Wohngipfel sind vergangenen, vor einem Jahr wurde die Mietpreisbremse eingeführt. Die Bilanz ist gemischt. Denn während die Politik zufrieden ist, zeichnet sich auf den Wohnungsmärkten ab, dass Immobilien in den Großstädten immer teurer werden. Und das ist nicht alles: In Berlin scheinen sogar weniger Mietwohnungen zur Verfügung zu stehen“, erklärt Immobilienexperte Thomas Filor aus Magdeburg. Wird in Berlin eine Wohnung frei, gibt es nun mehr Anfragen denn je, bestätigt auch eine Auswertung der Onlineplattform Immoscout24. Demnach erhielten Vermieter im Jahr 2020 durchschnittlich 214 Kontaktanfragen auf ein Inserat für eine Bestandswohnung in Berlin. „Dabei muss man auch bedenken, dass der Zuzug nach Berlin aufgrund der Pandemie-Situation wesentlich geringer ausfiel, als in normalen Jahren“, fügt Filor hinzu.

Außerdem stiegen laut Immoscout24 erneut die Angebotsmieten. Nur 2019 hatte es einen kurzen Dämpfer in Sachen Mietpreise gegeben. Kritiker argumentieren, der Mietendeckel würde den Markt eher weiter belasten, statt ihn zu entspannen. Außerdem sei das Angebot an Eigentumswohnungen allein auf dem Portal Immoscout24 um 19 Prozent gestiegen. „Damit verliert die geplante Verschnaufpause von fünf Jahren an Glaubwürdigkeit. Außerdem sollen laut Plan des Senats 100000 Wohnungen gebaut werden. Das dürfte vorerst nicht realisierbar sein, abgesehen davon, dass das begehrte Preissegment von 6,50–8,50 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete im Neubau kaum berücksichtigt wird. Berlin hat bereits Stuttgart überholt in Sachen Immobilienpreise, bald dürfte die Hauptstadt auch Hamburg überholen. Immobilien in Berlin werden nämlich immer wertvoller“, erklärt Immobilienexperte Thomas Filor abschließend. München und Frankfurt am Main führen gerade das Städte-Ranking an. Die Lage für Wohnungssuchende hat sich in allen Großstädten Deutschlands massiv verschärft – daran konnte der Mietendeckel in Berlin bislang nichts ändern.