Minijobs verschärfen den Fachkräftemangel und die Ungleichverteilung von Einkommen. Das zeigt eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung, berichtet das „Handelsblatt“ (Donnerstagausgabe). Im Ergebnis wirkten Minijobs „wie eine Geringfügigkeitsfalle“ und stellten vor allem „eine hohe Hürde für den substanziellen Wiedereinstieg von Müttern ins Erwerbsleben dar“, heißt es in der 70-seitigen Expertise.
Die aktuellen Pläne der Bundesregierung zur Anhebung der Minijob-Verdienstgrenze von 400 auf 450 Euro seien vor diesem Hintergrund eine „vertane Chance“, warnte der Arbeitsmarktforscher und Mitautor der Studie, Eric Thode. Ursache des Problems sei zum einen der abrupte Anstieg der Abgaben- und Steuerbelastung an der oberen Verdienstgrenze der begünstigen Minijobs. Zusätzlich werde dieser „Fehlanreiz“ oft gerade für gut ausgebildete Ehefrauen noch durch die Effekte des Ehegattensplittings bei der Einkommensteuer verschärft, so die Studie: Jeder Mehrverdienst der Partnerin führe dann über den sinkenden Splittingvorteil zu einem überproportionalen Anstieg der Steuerlast. Nach den Daten der Studie leben allein zwei Millionen der rund sieben Millionen Minijob-Beschäftigten mit einem vollzeitbeschäftigten Ehepartner zusammen. Zugleich haben mehr als drei Viertel der Minijobberinnen mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung, ermittelten die Forscher. Die Bertelsmann-Studie empfiehlt daher eine zweiteilige Reform: Zum einen solle der Minijob in der heutigen Form abgeschafft werden und stattdessen eine gleichmäßige Abgabenprogression im Verdienstbereich bis 800 Euro eingeführt werden. Derzeit muss bis zur Grenze von 400 Euro allein der Arbeitgeber Abgaben von 30 Prozent zahlen; ab 401 Euro fallen auch Arbeitnehmerbeiträge an, zudem greift der Lohnsteuerabzug. Zum anderen empfiehlt die Studie, das Steuersplitting durch Einführung eines Höchstbetrags für die gemeinsame Steuerveranlagung zu begrenzen. Mit einer solchen Reform würden nach den Berechnungen der Forscher etwa 60.000 zusätzliche Vollzeitstellen entstehen. Zugleich würde der Staat etwa neun Milliarden Euro mehr einnehmen. Diese Zusatzeinnahmen könnten dann beispielsweise „zielgerichteter als bisher für die Unterstützung von Familien verwendet werden“, schlagen die Forscher vor. Alternativ komme eine Absenkung des Solidaritätszuschlags in Betracht. Die Studie soll am morgigen Donnerstag offiziell vorgelegt werden.