Studie: Fahrerloses Automobil vor dem Durchbruch

Autos, die ohne aktives Eingreifen eines menschlichen Fahrers durch den Straßenverkehr kommen, stehen in naher Zukunft vor dem Durchbruch. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, die der Tageszeitung „Die Welt“ vorliegt. Demnach wird es in den USA keine 15 Jahre mehr dauern, bis die Bedingungen für einen Massenerfolg von fahrerlosen Pkws erfüllt sind.

„Die technischen Voraussetzungen sind da. Das Auto wird zu dem, was das Wort eigentlich meint: Es fährt ,selbst“, sagte Mathieu Meyer, Global Head of Automotive von KPMG, der „Welt“. Nach einer Umfrage unter führenden Wirtschaftslenkern in den USA hat KPMG eine Art Zeitleiste für die Markteinführung von fahrerlosen Autos erstellt. Demnach wird die Verkehrsbehörde der USA bis 2014/15 verbindliche Regeln für selbstfahrende Autos erarbeiten. 2018/19 kommen die ersten Modelle auf den Markt, die mit festen Einrichtungen wie der Verkehrsinfrastruktur und anderen Fahrzeugen kommunizieren können. Das ist die technische Grundvoraussetzung für fahrerlose Mobilität. 2025 gibt es dann laut Studie eine ausreichende Marktdurchdringung, die Fahrzeugen ohne aktive Fahrer zum Durchbruch verhelfen. Der Suchmaschinenkonzern Google und die Freie Universität Berlin experimentieren seit Jahren erfolgreich mit Fahrzeugen, die sich mithilfe verschiedener Assistent-Systeme ohne menschliches Eingreifen sicher auf den Straßen bewegen. Die Frage ist, wann die nötige Technik dafür bezahlbar wird. Zwar gibt es bereits zahlreiche Steuerungssysteme in aktuellen Modellen wie Spur- und Bremsassistenten, Abstandsregler oder Einparkhilfen. Doch die kommen überwiegend für den Längsverkehr zum Einsatz. Bei querenden Objekten, anderen Autos oder Fußgängern, ist noch viel zu tun. Der Autokonzern Daimler arbeitet fieberhaft an der sogenannten 6d-Technologie. Dabei liefern zwei versetzt angebrachte Linsen an der Front des Autos 3D-Bilder von der Umgebung, mit deren Hilfe von der Seite kommende Fahrzeuge oder Menschen erkannt werden können. „Doch die Kombination aus Längs- und Quer-Systemen reicht nicht. Das Fahrzeug braucht auch Informationen über die Lage außerhalb des Sichtbereichs, es muss hinter Kuppen oder Kurven ,sehen? können“, sagt ein Daimler-Sprecher. Experten erwarten von der Masseneinführung fahrerloser Autos einen Umbruch unseres bisherigen Alltags. Unfälle durch Fahrfehler oder unachtsame Passanten kommen dann so gut wie nicht mehr vor, denn Autos werden von Rechnern so zuverlässig gesteuert wie derzeit in der Luftfahrt. Gelingt das, kann man Autos aus ganz anderen Materialien bauen als heute, deutlich günstiger oder leichter. Das hat nicht nur zur Folge, dass eine ganz andere Nutzung des Innenraums der Fahrzeuge und des Designs möglich ist, sondern es reduziert auch den Energieverbrauch, denn es muss weniger Masse bewegt werden. Die Frage Benzin oder Strom würde dadurch deutlich an Brisanz verlieren. Gibt es weniger Unfälle, fallen außerdem weniger Reparaturkosten an, und die Kfz-Haftpflichtversicherungen müssen sich neue Geschäftsmodelle suchen. Die Menschen werden das Auto zudem ganz anders nutzen als bislang: Man kann nun auch allein im Auto die Zeit so nutzen wie bislang im Flieger oder Zug. Und wenn Autos wie fahrerlose Taxis ihre Ziele ansteuern, muss man sie auch nicht mehr besitzen: Es reicht, sie auf Zeit zu mieten. Aber es gibt noch zahlreiche Hürden: „Die Frage, wie autonom ein Auto ist, hängt von der Datenmenge ab, auf die es zugreifen kann. Dafür muss man als Verkehrsteilnehmer Informationen preisgeben. Man wird gläserner“, sagt Mathieu Meyer.