München, 13. April 2012: Die Europäer sparen an der Unterhaltungselektronik. Dies geht aus dem Europa Konsumbarometer 2012, einer Studie der Commerz Finanz GmbH (www.europa-konsumbarometer.com), hervor. Im Fokus der aktuellen Studie steht das Verbraucherverhalten der europäischen Mittelschicht. „Für die neueste Technologie haben die europäischen Konsumenten im vergangenen Jahr weniger Geld ausgegeben“, so Dr. Anja Wenk, Bereichsleiterin Vertriebsmanagement der Commerz Finanz GmbH. „Für das nächste Jahr sind die Konsumaussichten europaweit verhalten. Die deutschen Verbraucher widersetzen sich allerdings dem Trend und erhöhen ihre Kaufabsichten.“
2011 bekam die Unterhaltungselektronik-Branche die Unsicherheit der Konsumenten stark zu spüren. In den meisten untersuchten Ländern verzeichnet das Marktvolumen im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang. In Deutschland schrumpft der Absatz um 2,2 Prozent auf rund 8,8 Mrd. Euro. Mit einem Minus von 26,6 Prozent erlebt Spanien den stärksten Rückgang, gefolgt von Italien, der Tschechischen Republik und Portugal. Ungarn und die Slowakei kommen vergleichsweise glimpflich davon. Dort weist das Marktvolumen keine Veränderung zum Vorjahr auf.
Europäer kürzen ihr Budget
Unterhaltungselektronik steht bei den europäischen Konsumenten 2011 nicht mehr so hoch im Kurs wie noch im Vorjahr. Die meisten der befragten Europäer haben ihren Etat für elektronische Geräte gekürzt. Lediglich Frankreich und die Slowakei investieren je Haushalt mehr in TV, HiFi und Co. Im Hinblick auf die absoluten Ausgaben je Haushalt schaffen es die Portugiesen auf den zweiten Platz (238 Euro) und sogar auf Platz eins bei den vergleichbaren Ausgaben. Bei den absoluten Ausgaben belegt Frankreich die Spitzenposition (288 Euro). Deutschland sichert sich hinter Portugal Platz 3 mit einem Budget von 218 Euro.
Konsumlust ist gedämpft
Die Konsumvorhaben für Consumer Electronics sind zurückhaltend. Für 2012 sinken die durchschnittlichen Kaufabsichten der europäischen Verbraucher. Allerdings lassen sich deutsche und ungarische Konsumenten die Freude an der Unterhaltungselektronik nicht nehmen. In beiden Ländern steigen die Kaufabsichten um einen Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr. Bei fast jedem dritten Deutschen (32 %) steht Unterhaltungselektronik auf der Einkaufsliste (Europa: 24 %). Nachdem die Italiener im vergangenen Jahr bei ihren Kaufabsichten vergleichsweise optimistisch waren, reduzieren sie diese im laufenden Jahr um elf Prozentpunkte.
Rückbesinnung auf das eigene Heim
Trotz unsicherer Wirtschaftslage verliert die europäische Mittelschicht nicht ihre Konsumfreude. Sie passt jedoch ihr Kaufverhalten der Situation an und wägt sorgfältig zwischen Luxusartikeln und notwendigen Ausgaben ab. Beim persönlichen Wohlbefinden wollen die Verbraucher sich weniger einschränken: Sie konzentrieren sich bei den Ausgaben auf Investitionen rund um ein komfortables Zuhause. Insgesamt sind die Konsumabsichten der Europäer für sämtliche haus- und wohnungsbezogenen Posten (Hausumbau und -renovierung, Möbel, Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik) weitestgehend stabil.
Lebensstandard und Wohnsituation gehören zusammen
Die Ausstattung mit Hightechprodukten trägt zum gestiegenen Lebensstandard der heutigen Mittelschicht bei. 63 Prozent der befragten Bundesbürger schätzen ihre aktuelle Wohnsituation als komfortabler ein, als diejenige ihrer Eltern im gleichen Alter (Europa: 72 %). Auch zukünftig spielt der Lebensstandard für die Europäer eine große Rolle: 41 Prozent der Befragten möchten diesen erhalten, 46 Prozent sogar verbessern.
Im vergangenen Jahr mussten die Europäer dagegen ihre Ausgaben senken. Acht Prozent der deutschen Befragten haben 2011 bei der TV und HiFi-Ausstattung gespart (Europa: 17 %). 29 Prozent der europäischen Befragten gaben sogar an, auf Anschaffungen im Bereich Unterhaltungselektronik vollständig verzichtet zu haben.
Europas Mittelschicht: Prioritäten auf dem Prüfstand
Wirtschaftlicher Kontext
Durch die Krise im Euroraum hat sich die Gesamtsituation in den meisten Ländern verschlechtert. Dies beunruhigt die Verbraucher und dämpft die Stimmung. Im Vergleich zum Vorjahr schätzen sie die allgemeine Lage ihres eigenen Landes schlechter ein. Die Deutschen zeigen hingegen Vertrauen und bewerten die Leistungsfähigkeit ihres Landes zum dritten Mal in Folge positiv. Als Konsequenz der wachsenden Ungewissheit wollen viele Europäer vermehrt Rücklagen bilden. Das geplante Ausgabeverhalten der Europäer ist heterogen, jedoch zeichnet sich im Durchschnitt ein Abwärtstrend ab. In West- und Südeuropa überwiegen Sparabsichten, während sich die osteuropäischen Verbraucher für den Konsum entscheiden. Insgesamt konzentrieren sich die Konsumenten vermehrt auf Investitionen rund um das eigene Heim.
Ein Jahrzehnt des Wandels
Ein Großteil der Europäer empfindet, dass sich ihre finanzielle und materielle Lage innerhalb des vergangenen Jahrzehnts verschlechtert hat. Deutsche Befragte teilen zu 40 Prozent diese Ansicht. Als Ursachen für diese Entwicklung werden wirtschaftliche Ursachen wie gestiegene Lebenshaltungskosten, Einkommensrückgänge oder höhere Gesundheits- und Versicherungsausgaben genannt. 31 Prozent der Deutschen führen die Verschlechterung der finanziellen Situation vor allem auf die gestiegenen Lebenshaltungskosten zurück. Die tatsächliche Situation ist jedoch besser, als die Befragten sie empfinden: Europas Mittelschicht ist relativ homogen, und ihr Anteil an der Bevölkerung nimmt stetig zu. Allerdings haben sich zeitgleich zum Einkommensanstieg die Preise stark erhöht. Daher verzeichneten die europäischen Konsumenten nur einen geringen bzw. stagnierenden Zuwachs ihrer Kaufkraft. In Italien, Frankreich, Deutschland und Ungarn schrumpfte die Kaufkraft sogar. „Einkommen ist zweifelsohne ein Wohlstandsindikator. Interessant sind die Einkünfte aber nicht als absolute Größe, sondern als relative“, führt PD Dr. Berthold Vogel von der Georg-August-Universität Göttingen und dem Hamburger Institut für Sozialforschung aus. „Ich kann mehr Einkommen haben als in den Jahren zuvor, mich aber dennoch schlechter fühlen, wenn zugleich alle meine anderen Ausgaben steigen und ich den Eindruck habe, dass die Rahmenbedingungen meines relativen Einkommenszuwachses brüchig sind. Das ist die Lebensrealität vieler Angehöriger der Mittelschicht in Europa.“
Europäer mit ihren Lebensbedingungen weiterhin zufrieden
Fast die Hälfte der Europäer ist mit ihrer aktuellen materiellen Situation zufrieden. Dennoch lassen sich starke nationale Unterschiede feststellen, die den Wohlstand der Länder reflektieren. Auch wenn Europas Mittelschicht die Entwicklung der letzten Jahre beklagt, genießt sie dennoch eine höhere Lebensqualität als die Generation ihrer Eltern. Vor allem in Osteuropa wird der soziale Aufstieg stark wahrgenommen. Auch die Deutschen geben an, dass sie wohlhabender als ihre Eltern sind. Allerdings stellen sie kein soziales Vorankommen fest. Der Aufstieg zeigt sich besonders beim materiellen Komfort. Neben einer besseren Wohnsituation können sich die Verbraucher mehr Freizeitaktivitäten und längere Urlaubsreisen leisten. Auch die deutsche Mittelschicht gönnt sich mehr. Im Vergleich zur Generation ihrer Eltern geht jeder zweite Bundesbürger häufiger auswärts essen (54 %) und nimmt öfter kulturelle Aktivitäten wahr (50 %).
Europäer denken zukunftsorientiert: Prioritäten auf dem Prüfstand
Die Hauptanliegen der Europäer sind eine gute soziale Absicherung und die Zukunftssicherung der Kinder. Zusätzlich dazu möchten die Süd- und Osteuropäer ihren Lebensstandard erhöhen, während die Westeuropäer hoffen, ihren Lebensstandard zu erhalten. In Deutschland musste nur ein Drittel der Befragten massive Einschnitte vornehmen. Der Sparzwang variiert von Land zu Land. Die Europäer treffen ihre Entscheidungen überlegt. Als Erstes sparen sie bei Freizeitausgaben, Kleidung und hochpreisigen Lebensmitteln. Einschnitte bei der Telefon- und Internetausstattung fallen dagegen schwer. Langfristige und teure Projekte werden aufgeschoben oder nicht realisiert. Ausgaben für Bildung und Gesundheit werden als Letztes angetastet. Europäische Eltern sparen vor allem nicht, wenn es um das Wohl und die Ausbildung ihrer Kinder geht. Dafür nehmen sie auch Einschnitte im persönlichen Budget in Kauf.
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Über die Studie:
Das Europa Konsumbarometer wird jährlich von der Commerz Finanz GmbH herausgegeben. Alle Untersuchungen und Prognosen wurden im November/Dezember 2011 in Zusammenarbeit mit dem internationalen Marktforschungsunternehmen BIPE auf Basis einer Internetumfrage realisiert. Traditionell befasst sich die Studie mit dem Verbraucherverhalten in Europa sowie den Entwicklungen und Trends in verschiedenen Konsumgüterbranchen. In der aktuellen Ausgabe liegt der Fokus auf dem Konsumverhalten der europäischen Mittelschicht.
Dabei bezieht sich die Definition der Mittelschicht auf das Einkommen. Ein Haushalt zählt zur Mittelschicht, wenn er weder zu den ärmsten 20 Prozent noch zu den wohlhabendsten 20 Prozent der Gesellschaft gehört. Somit bildet die Mittelschicht 60 Prozent der Bevölkerung. Zum einen eignet sich diese länderübergreifend einheitliche Abgrenzung für internationale Vergleiche, und zum anderen liegt sie nah bei der eigenen Wahrnehmung der Haushalte.
Durch die Krise im Euroraum und die unsichere Wirtschaftslage in Europa steht die Kaufkraft auf dem Prüfstand. Die europaweite Erhebung zeichnet facettenreiche Länderporträts und gewährt Einblick in landes- und branchenspezifische Konsumdaten. Die Studie basiert auf einer repräsentativen Befragung von über 6.500 Europäern (über 18 Jahren) in den zwölf teilnehmenden Ländern: Deutschland (DE), Frankreich (FR), Großbritannien (GB), Italien (IT), Polen (PL), Portugal (PT), Rumänien (RO), Russland (RU), Slowakei (SK), Spanien (ES), Tschechische Republik (CZ) und Ungarn (HU). Das Europa Konsumbarometer 2012 kann über www.markt-studie.de erworben werden.
Über die Commerz Finanz GmbH:
Die Commerz Finanz GmbH ist ein Gemeinschaftsunternehmen der BNP Paribas Personal Finance S. A. und der Commerzbank AG. Im Unternehmensfokus steht die Vergabe von Konsumentenkrediten, insbesondere die Absatzfinanzierung im stationären Handel sowie im E-Commerce. Das Produktportfolio umfasst Ratenkredite, Kartenprodukte mit Verfügungsrahmen und endfällige Kredite. Vertriebspartner sind Handelsunternehmen jeder Größe, Banken und Versicherungen. Die Commerz Finanz GmbH vereint die langjährige Erfahrung und Tradition ihrer Anteilseigner mit Innovationskraft und Flexibilität.
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