Studie: Erwerbsminderungsrentner häufig von Armut betroffen

Die gut 1,6 Millionen Rentner mit einer Erwerbsminderung und ihre Familienmitglieder sind überdurchschnittlich stark von Armut bedroht. Das zeigt eine neue Studie der Deutschen Rentenversicherung (DRV), die der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagausgabe) vorliegt. Danach sind 37 Prozent der Personen, die in Haushalten von Erwerbsminderungsrentnern leben, von Armut gefährdet.

Bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lediglich 15,8 Prozent der Einwohner von Armut bedroht. Für die Statistiker ist dies der Fall, wenn jemand weniger als 952 Euro im Monat zum Leben hatte. In der Untersuchung der DRV heißt es: Ein beachtlicher Teil der Erwerbsminderungsrentner und ihrer Haushaltsmitglieder befinde sich in einer „prekären Einkommenslage“. Mit einer durchschnittlichen Höhe von 660 Euro monatlich biete diese Rente allein „in der Regel keine ausreichende Absicherung des Haushalts“. Auf eine zusätzliche Vorsorge, wie eine private oder betriebliche Rente, könnten aber „jeweils nur circa ein Zehntel der Betroffenen zurückgreifen“. Überdurchschnittlich stark von einer materiellen Notlage betroffen seien alleinlebende Männer, Haushalte mit Kindern, Zuwanderer und Menschen ohne Schul- und Berufsabschluss. Laut der Studie muss mittlerweile ein Viertel der Haushalte von Erwerbsminderungsrentnern staatliche Leistungen wie Wohngeld, Hartz IV, Grundsicherung oder Sozialhilfe beziehen. Die Forscher führten dies dem Zeitungsbericht zufolge vor allem auf die nach der Rentenreform von 2001 gesunkenen Leistungen zurück. So hätten Neurentner mit einer Erwerbsminderung im Jahr 2000 durchschnittlich 706 Euro bekommen. 2010 seien es nur noch 600 Euro gewesen. Der Präsident der Deutschen Rentenversicherung, Herbert Rische, sagte der Zeitung, dass es sich bei der Studie um „erste Projektergebnisse“ handele. Er bewertete es positiv, dass die Bundesregierung in ihrem Rentenpaket „eine Verbesserung der sozialen Absicherung von Erwerbsminderungsrentnern vorsieht“. Es sei daher wichtig, noch in dieser Legislaturperiode eine entsprechende Regelung zu verabschieden. Sie soll Erwerbsminderungsrentnern im Schnitt in knapp 20 Jahren etwa 45 Euro mehr Rente bringen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hält dies für nicht ausreichend. „Kranke Frührentner sind in Not, weil ihre Gesundheit ruiniert worden ist, sie sich keine ausreichende Alterssicherung aufbauen konnten und auch noch mit Rentenabschlägen bestraft werden“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Durch das sinkende Rentenniveau werde sich ihre Situation noch verschärfen.