Deutsche Schüler haben große Defizite im Fach Geschichte. Das belegt nach einem Bericht der Wochenzeitung „Die Zeit“ eine Studie der Freien Universität Berlin. Bei der Untersuchung wurden 4.600 Schüler der Klassen neun und zehn nach ihren Urteilen zur Nazi-Zeit, zur DDR sowie der alten und der wiedervereinigten Bundesrepublik befragt.
Die Ergebnisse nannte der Leiter der Studie, Klaus Schroeder, im Interview mit der Wochenzeitung „schockierend“. Jeder vierte Schüler glaubt laut Studie, das Nazi-Regime sei durch freie Wahlen legitimiert worden. Jeder Dritte ist davon überzeugt, es habe in der DDR freie Wahlen gegeben. Ein Viertel weiß nicht, dass es im heutigen Deutschland freie Wahlen gibt. Nur ein Teil der Schüler hält die alte Bundesrepublik für eine Demokratie. Eine große Zahl der Schüler weiß nicht, was eine Demokratie auszeichnet. Schroeder: „Das sind Schüler, die fast überhaupt keine politischen Kenntnisse haben. Sie identifizieren sich mit der Bundesrepublik und ihrem Leben hier, können sich aber unter Begriffen wie Meinungsfreiheit, Wahlen oder Menschenrechte nichts vorstellen.“ Zudem belegt die Studie, dass Kinder von Eltern, die in der DDR aufgewachsen sind, diese positiver bewerten, als es Kinder von BRD-Eltern tun. Dies erklärte Schroeder damit, dass in den DDR-Familien historische Alltagserfahrungen von den Älteren oft positiv dargestellt werden. Auffallend war auch, dass Kinder von Migranten die DDR und das Dritte Reich im Schnitt positiver bewerteten als deutschstämmige Schüler. „Viele fasziniert zudem die Idee der Volksgemeinschaft“, sagte Schroeder. Eine Ursache sieht er in dem fehlenden Wissen der Kinder über die politisch-historische Situation. Nach Ansicht von Schroeder wird das Fach Geschichte oder Sozialkunde zu wenig oder nicht gut genug unterrichtet.