Streit um Schuldenschnitt für Griechenland hält an

Politik und Bankenvertreter streiten weiter um die Details eines freiwilligen Schuldenschnitts für Griechenland. Nach Informationen der Tageszeitung „Die Welt“ gehen den Banken die jüngsten Forderungen von politischer Seite klar zu weit. Sie fordern eine deutlich höhere Verzinsung für die neuen, teilweise vom Rettungsschirm EFSF garantierten Anleihen, in die sie ihre alten griechischen Anleihen tauschen sollen.

Die Banken hätten zuletzt mehr als vier Prozent Zinsen verlangt, während die Politik nur rund drei Prozent geboten habe, hieß es in Verhandlungskreisen. Gleichzeitig möchten die Bankenvertreter möglichst ausschließen, später erneut zur Kasse gebeten zu werden. Im Oktober hatten sich die Euro-Staaten mit dem internationalen Bankenverband IIF darauf geeinigt, dass private Gläubiger auf 50 Prozent ihrer nominalen Forderungen verzichten, indem sie ihre Griechenland-Anleihen in neue Schuldpapiere tauschen, die teilweise vom Rettungsschirm EFSF garantiert werden. Die tatsächliche wirtschaftliche Belastung der Gläubiger hängt aber maßgeblich davon ab, wie hoch die neuen Anleihen verzinst werden. Von politischer Seite soll nach Informationen aus Verhandlungskreisen zuletzt ein Zins von lediglich rund drei Prozent angeboten worden sein. Damit würden die Umtauschpapiere bei einer 30-jährigen Laufzeit nicht mehr abwerfen als Bundesanleihen, die sichersten aller Schuldpapiere, die derzeit in Europa zu haben sind. Der tatsächliche Verlust für die Gläubiger würde bei einer derartigen Verzinsung auf bis zu 80 Prozent steigen. Das geht den Banken entschieden zu weit. Man ziehe längst nicht mehr in Zweifel, dass der reale Verzicht bei mehr als 50 Prozent liegen müsse, heißt es im Umfeld der Banken-Delegation. Insofern soll sich der IIF von seinem ursprünglichen Vorschlag, die neuen Anleihen mit etwa acht Prozent zu verzinsen, auch schon ein gutes Stück entfernt haben. Nach Angaben aus Finanzkreisen sollen die Banken aber auch zuletzt noch Zinsen von mindestens vier Prozent gefordert haben. Vertreter der Finanzbranche verweisen darauf, dass etwa Italien derzeit rund sieben Prozent Zinsen zahlen müsse, um seine Anleihen noch bei Investoren platzieren zu können. Diese Marktlage müsse im Griechenland-Kompromiss berücksichtigt werden, wenn man nicht riskieren wolle, dass am Ende nur ein kleiner Teil der privaten Gläubiger an der freiwilligen Umschuldung teilnimmt, die Griechenland um insgesamt 100 Milliarden Euro entlasten soll. Der Zinssatz ist allerdings nur eines der Streitthemen in den am Freitag zunächst abgebrochenen Verhandlungen. Gleichzeitig wollen die Banken nach Informationen der Zeitung dafür sorgen, dass die Gläubiger nach einer etwaigen Einigung nicht ein weiteres Mal verzichten müssen. Mit juristischen Feinheiten im Abkommen mit den Regierungen wollen sie erreichen, dass sie mit ihren neuen Forderungen den öffentlichen Gläubigern wie der EFSF oder dem Internationalen Währungsfonds gleichgestellt werden. Deren Forderungen müssen vorrangig bedient werden und sind auch nicht vom freiwilligen Schuldenschnitt erfasst.