Der ehemalige Präsident der Deutschen Steuergewerkschaft, Dieter Ondracek, schlägt vor, griechische Guthaben im Ausland einzufrieren, von einer EU-Mannschaft zu überprüfen und von ihr auch notfalls die Steuern einziehen zu lassen. „Das würde die griechische Steuerverwaltung motivieren“, sagte Ondracek dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Darüber hinaus würde er, der sonst Provisionen für Steuerbeamte strikt ablehnt, die griechischen Mitarbeiter am Erfolg ihrer Arbeit beteiligen.
Von zusätzlichen Einnahmen sollten sie zehn Prozent erhalten. Dann werde es sich auch für sie nicht mehr lohnen, für eine Woche freies Mittagessen auf die Eintreibung zu verzichten. Ondracek kennt die Verhältnisse in der griechischen Finanzverwaltung. Bei einem einwöchigen Aufenthalt vor fünf Jahren besuchte er auch Betriebsprüfer in Athen. „Ein Drittel des Personals war nicht da, aber auch nicht krank gemeldet, und das hat keinen gestört“, berichtete er. Gleichzeitig stellte er fest, dass nur für ein Drittel der Steuereintreiber Computer vorhanden waren, und die Mitarbeiter sich für die Benutzung eines Laptops eigens anmelden sollten. „Griechischer Mentalität entspricht es eher zu sagen, `dann gehe ich gleich gar nicht hin`“, so Ondracek. „Es wird fast eine Generation dauern, um die Verhältnisse zu bessern“, so Ondracek. Von Spar-Kommissaren aus dem Ausland oder externen Berater-Teams hält er nichts. „Sie würden auf massiven inneren Widerstand treffen.“ Deswegen habe er auch dem früheren bayerischen Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) ins Gewissen geredet, der jüngst deutsche Finanzbeamte nach Athen entsenden wollte. „Das wäre eine Vergeudung von Ressourcen, davon haben wir schon in Bayern zu wenig, und in Griechenland bringen sie nichts.“