Die IKT EM-Projekte „eMobility-Scout“ und „sMobilityCOM“ haben Leitfäden zur Integration von E-PKW in Flotten herausgegeben.
Beim Technologieprogramm IKT für Elektromobilität III (IKT EM III) des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) haben Praxis- und Wissenschaftsteams in den Projekten „eMobility-Scout“ und „sMobilityCOM“ mehrere Jahre lang getestet, unter welchen Bedingungen Fuhrparke unterschiedlicher Größen mit Elektro-PKW technisch und wirtschaftlich funktionieren können.
Drei Jahre hat das Konsortium „eMobility-Scout“ aus namhaften Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Partnern an der wirtschaftlichen Integration von Elektromobilität in gewerbliche Flotten gearbeitet. Das Ergebnis ist eine cloudbasierte IT-Plattform, deren entscheidende Erfolgsfaktoren die Prozessautomatisierung und die Anwenderfreundlichkeit sind. Damit bietet die Plattform eine umfassende Unterstützung für die Elektrifizierung von Fahrzeugflotten.
Die Plattform ist beim Projektpartner Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) seit August 2018 im Betrieb und steigert seitdem die Kilometerleistungen der E-Fahrzeuge deutlich. Insgesamt umfasst der BVG-Fuhrpark 137 E-PKW. Davon wurden zehn Elektrofahrzeuge über die IT-Plattform „eMobility-Scout“ disponiert.
Zehn Prozent Einsparung: BVG will E-Fuhrpark bis 2025 ganz elektrifizieren
Nach dem Fuhrparktest mit E-PKW steht für die BVG, laut eigener Kriterien, fest: Ab dem vierten Jahr – bei jährlichen Laufleistungen von 15.000 Kilometern – ist der Einsatz von E-PKW kostenneutral. Über die Gesamtlaufzeit ergibt sich gegenüber einem Verbrenner sogar ein Kostenvorteil von mehr als zehn Prozent. Bis 2025 soll die Nutzfahrzeugflotte der BVG mit 325 Fahrzeugen vollständig elektrifiziert sein.
Heinrich Coenen, Projektleiter der Stabsabteilung Inhouse Consulting der Berliner Verkehrsbetriebe, bilanziert: „Wir haben unter Beweis gestellt, dass ein regional tätiges Unternehmen seine PKW-Flotte wirtschaftlich auf Elektroantriebe umstellen kann. Ein integriertes IT-System ist hier Voraussetzung für ein effizientes Pooling.“
Im Ansatz von „eMobility-Scout“ laufen Prozesse von Lade-, Flotten- und Infrastrukturmanagement im Hintergrund automatisiert zusammen. Das IT-System lässt sich in Zukunft auch bei anderen Flotten in verschiedene digitale Ökosysteme einbinden. So können vorhandene Services genutzt werden, anstatt sie immer wieder neu entwickeln zu müssen.
„Die wirtschaftliche Nutzung der E-Mobilität ist das wichtigste Argument für eine schnelle Verbreitung“, sagt Frank Meißner, Projektleiter beim Konsortialführer Carano Software Solutions. „Noch vor der Komplexität der Nutzung bildet diese das größte Hemmnis bei den Unternehmen. Beide Faktoren hängen eng miteinander zusammen.“
Eine sehr wichtig Projektaufgabe war das Lade- und Energiemanagement. Übersichten zu Reservierungen, exakt berechnete Ladezyklen, Störungen, Energiestatus und andere relevante Betriebsdaten erscheinen nun auf einen Blick. Vorgaben für den Elektroenergieeinsatz beim Laden können künftig von anderen Systemen bezogen werden. Zu allen Prozessteilen werden Kosten erhoben, die den wirtschaftlichen Einsatz der Flotte widerspiegeln. Laut Testergebnis ist allerdings der Bedarf an Unter-stützung bei Einführung und Nutzung von E-Mobilität in Flotten noch immer hoch.
Elektrisch betriebene Pflegedienst-Flotten fahren 50 Prozent günstiger
Im IKT EM III-Projekt „sMobilityCOM“ haben drei Pflegedienste und sechs Entwicklungspartner nach Projektschluss und 600.000 elektrisch gefahrenen Kilometern eine positive Bilanz gezogen. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Volkssolidarität und die Lebenshilfe haben in diesen Projektjahren erfolgreich Elektroautos in der ambulanten Pflege und sozialen Betreuung erprobt. Zum Einsatz gekommen sind 25 Elektroautos an acht Standorten in Erfurt und Umgebung.
Im Ergebnis des Forschungsprojektes „sMobilityCOM“ zeigt sich, dass in der Branche bereits heute ein wirtschaftlicher Einsatz auf allen Touren absehbar ist. „Die Herausforderung sind die noch sehr hohen, aber in Zukunft deutlich fallenden Anschaffungskosten, die derzeit durch die deutlich geringeren Betriebskosten noch schwer aufzufangen sind“, sagt Frank Schnellhardt vom Konsortialführer INNOMAN GmbH in Ilmenau.
So hat das Team den Einsatz von innovativen Fahrstromtarifen erprobt und eigenerzeugten Sonnenstrom zur Stromkostensenkung genutzt. Außerdem wurde die bedarfsabhängige Beladung der Fahrzeuge getestet, so dass die Anschlussleistung und damit die Anschlusskosten gesenkt werden konnten. Insgesamt haben die sechs Projektpartner aus Thüringen, Sachsen und Berlin aufgezeigt, dass sich die Stromkosten auf 15 ct/kWh und damit die Betriebskosten der E-Fahrzeuge auf 50 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Benzinfahrzeugen senken lassen.
Der Tenor der Pflegedienste lautet überall gleich: „Die E-Autos sind immer als erste vom Hof“, konstatiert ein AWO-Pflegedienstleiter. Und die Volkssolidarität bestellt bereits neue Elektroautos. Die Lebenshilfe will gar 90 Prozent ihrer Flotte elektrifizie-ren.
Broschüre „eMobility-Scout“ und Leitfaden „sMobilityCOM“ sind hier abrufbar
Weitere Informationen: www.digitale-technologien.de
Über das Technologieprogramm „IKT für Elektromobilität“
Im Technologieprogramm „IKT für Elektromobilität III: Einbindung von gewerblichen Elektrofahrzeugen in Logistik-, Energie und Mobilitätsinfrastrukturen“ fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) von 2016 – 2020 derzeit 22 Pilotprojekte mit ganzheitlichen Lösungskonzepten und beispielhaften Systemlösungen, die Technologien, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle integrativ berücksichtigen. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten stehen auf Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) basierende Innovationen bei Fahrzeugtechnik, wirtschaftlichen Flotten- und Logistikkonzepten, Lade-, Kommunikations- und Plattformtechnologien sowie die Einbindung von Elektrofahrzeugen in intelligente Energie- und Verkehrsnetze.
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