Im Falle eines möglichen Rücktritts von Bundespräsident Christian Wulff würde die SPD erneut den ostdeutschen Bürgerrechtler Joachim Gauck als Kandidaten aufstellen. „Für die SPD gibt es keinen Grund, mit einem anderen Kandidaten als Joachim Gauck in die Gespräche zu gehen“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Bartels der Tageszeitung „Die Welt“ (Montagausgabe). Auch in Parteikreisen heißt es: „Selbstverständlich kommt Joachim Gauck in einem solchen Fall als Kandidat für das höchste Staatsamt infrage.“
Im Willy-Brandt-Haus ist davon die Rede, dass man „über den Tag nach Wulff nachdenken“ müsse. Bartels sagte weiter: „Gauck war schon im Jahre 2010 der geeignete überparteiliche Konsens-Kandidat. Wenn wir damals eine rein sozialdemokratische Lösung gewollt hätten, wären von uns Kurt Beck oder Franz Müntefering, die gleichfalls sehr geeignet sind, vorgeschlagen worden.“ Michael Roth, Bundestagsabgeordneter und Generalsekretär der hessischen SPD, sprach sich ebenfalls für Gauck aus. „Joachim Gauck passt in diese Zeit. Er wäre ein Bundespräsident, der weder sich noch das Land blamiert“, sagte Roth der Zeitung. Gauck wäre ein Präsident, „der etwas zu sagen hat und nicht unter Druck steht, uns mit seinen privaten Verhältnissen behelligen zu müssen.“ In Zeiten knapper Mehrheiten sei ein Kandidat gefragt, der nicht klar einer Partei zuzuordnen sei. „Herr Gauck hat schon 2010 sehr respektabel abgeschnitten und viele Menschen für sich begeistert, auch außerhalb von SPD und Grünen.“ Da SPD und Grüne keine eigene Mehrheit in der Bundesversammlung haben, setzen sie auf einen Konsens-Kandidaten. Die schwarz-gelbe Koalition hat eine Mehrheit von vier Stimmen, konnte aber schon 2010 ihre viel deutlichere Mehrheit erst im dritten Wahlgang zur Geltung bringen.