SPD-Vorstandsmitglied fordert Sarrazin zum Parteiaustritt auf

Führende Politiker von SPD und Grünen haben angesichts der jüngsten Euro-Thesen des Autors und früheren Bundesbank-Vorstands Thilo Sarrazin, in denen er eine Verbindung vom Holocaust zur Euro-Krise zieht, dessen Austritt aus der Partei gefordert. „Sein einzig wertvolles Buch ist das Parteibuch. Er täte sich und der SPD einen großen Gefallen, wenn er dieses zurückgibt“, sagte der Vorsitzende der SPD in Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, „Handelsblatt-Online“.

Mit der SPD und ihrer Politik hätten Sarrazins Tiraden nichts gemein. „Die Erfahrung lehrt, dass es immer Parteien gibt, die einen intoleranten und gehässigen alten Ex-Sozialdemokraten gerne aufnehmen.“ Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck rief die SPD zum Handeln gegen Sarrazin auf. „Wäre ich Sozialdemokrat, würde ich diesen Hetzer nicht in meiner Partei dulden“, sagte Beck „Handelsblatt-Online“. „Er passt ohnehin inzwischen besser in die rechtsextremistischen Parteien neuen Typs à la PRO oder Die Freiheit.“ Empört reagierte Beck darauf, dass Sarrazin in seinem neuen Buch den Holocaust und die europäische Währung in einen Zusammenhang stellt. „Offenbar kann Sarrazin den Juden den Holocaust nicht verzeihen“, sagte Beck. „In seinem völkischen Bullshit-Bingo ist Sarrazin keine These zu doof, kein Spruch zu billig.“ Er stimme in den Chor altnationaler D-Mark-Chauvinisten ein und die Medien versprächen sich davon steigende Einschaltquoten und Auflagen. „Das ist beidseitig schäbig und im Fall von Günther Jauch eine große Verschwendung von GEZ-Mitteln.“ Jauch habe damit den Bildungsauftrag des öffentlich rechtlichen abgeschaltet. Auch SPD-Bundesvorstandsmitglied Stegner kritisierte, dass Sarrazin zum wiederholten Male mit „pseudointellektuellen Thesen in Buchform“ versuche, Kasse zu machen. „Ressentiments, Schüren von Vorurteilen und das Gegenteil sozialdemokratischer Grundwerte kennzeichnen alles, was er von sich gibt“, sagte Stegner.