Heftige Unwetter sorgten im Sommer 2011 für zahlreiche Sachschäden durch Blitzschlag, Sturm, Starkregen und Hagel. Morgen endet nun der Sommer 2011 zumindest für die Meteorologen. Wetter-Experte Dominik Jung vom Wetterportal wetter.net blickt zurück.
WETTER.NET (Q.met GmbH)
(ddp direct) Wiesbaden, den 30. August 2011 – Was für ein Finale! Der Sommer 2011 hat auf den letzten Metern in Süddeutschland noch mal alles gegeben und brachte es auf Höchstwerte bis 37 Grad und etliche Hitzerekorde seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Durchweg trocken und sonnig blieb es aber auch auf dieser letzten Wegstrecke nicht. Heftige Unwetter sorgten wieder einmal für zahlreiche Sachschäden durch Blitzschlag, Sturm, Starkregen und Hagel. Morgen endet nun der Sommer 2011 zumindest für uns Meteorologen. Ab Donnerstag begrüßen die Wetterfrösche dann schon den Herbst. Nachfolgend einige spannende Fragen und Antworten rund Sommer und Herbst.
Der Herbst beginnt laut Kalender erst am 23. September! Wieso startet er bei den Wetter- und Klimaexperten schon am 1. September?
Schon in der Schule lernen wir, dass Juni, Juli und August die Sommermonate sind. Die Wetterfrösche machen sich die Statistik gerne etwas einfacher und betrachten daher ganze Monate um entsprechenden Zeitreihen, Vergleiche und Auswertungen erstellen zu können. So sind Vergleiche viel leichter anzustellen. Daher geht der Sommer bei den Meteorologen vom 1. Juni bis 31. August, der Herbst vom 1. September bis 30. November, der Winter vom 1. Dezember bis 28. bzw. 29. Februar und der Frühling vom 1. März bis 31. Mai. Das haben übrigens nicht einzelne Meteorologen beschlossen, sondern wurde einheitlich von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) festgelegt.
War der »Zick-Zack-Sommer« wirklich so kalt?
Nein! Nach dem trockensten und sonnigsten sowie einem der wärmsten Frühjahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war die Erwartungshaltung hoch, dass es im Sommer noch toller wird. Doch dann gab es einen ganz typisch mitteleuropäischen Sommer und die sind nun eher von der wechselhaften Art. Unterm Strich war der Sommer 2011 um rund 0,6 Grad wärmer als im langjährigen Mittel. Das langjährige Mittel wurde im Zeitraum 1961 bis 1990 bestimmt und wird bis heute als offizieller Vergleichszeitraum (auch Referenzperiode genannt) herangezogen.
Wieso war der Sommer so nass?
Schönes Hochdruckwetter gab es im Juni und Juli zum Beispiel in Osteuropa und Südeuropa. Auch in Nordeuropa war es zeitweise ungewöhnlich warm. Überall schien hier die Sonne und das Quecksilber schoss nach oben. Überall viel hoher Luftdruck und kein Platz für tiefen Luftdruck. Da blieb den Tiefs nur noch Mitteleuropa und diesen Weg haben sie häufig genutzt. Immer wieder überquerten uns Tiefdruckgebiete. Diesen Sommer waren es weit über 25 Tiefs, die über uns hinweg gerauscht sind. Manchmal schneller, manchmal langsamer. Besonders verregnet war der Juli und hier vor allem Ost- und Süddeutschland. Unterm Strich fällt der Sommer 2011 rund 30 Prozent nasser aus, als im langjährigen Mittel. Ein Grund war auch das ständige hin und her zwischen warmer Luft aus Südeuropa und kühler Luft aus Nordeuropa. Immer wenn die beiden Luftmassen über Deutschland aufeinander trafen gab es heftige Gewitter und Regenfälle. Wie erinnern uns besonders an Tief Otto. Es bracht in Franken binnen 12 Stunden über 100 Liter Regen pro Quadratmeter, in der Lausitz sogar bis 150 Liter Regen pro Quadratmeter in 36 Stunden und beschäftige Deutschland gleich sechs Tage am Stück. Was die Sonnenscheindauer angeht, so kann der Sommer immerhin mit rund 93 Prozent des üblichen Mittelwerts aufwarten.
Bekommen Meteorologen von diesem Sommer Albträume?
Das Wetter der letzten Wochen hat bei so manchem Meteorologen für schlaflose Nächte gesorgt. Gerade die Wetterlage der letzten Woche hat wieder für einige fragwürdige Prognosen in der Meteorologenwelt gesorgt. Da wurden Sonne und Hitze vorhergesagt, wo es dann letzt kühl und schaurig blieb. Auch wenn einige Meteorologen ein Problem mit dem Wort Fehlprognose haben vielleicht halten sie sich ja für unfehlbar (?) so ist genau das aber in diesem Fall zutreffend. Die Wetterlage war in den vergangenen Wochen im Detail nicht immer einfach zu erfassen. Manchmal haben Schauer und Gewitter sogar in letzter Minute einen anderen Weg eingeschlagen als von den Wetterfröschen vorhergesagt. So waren denn auch Wetter- und Unwetterwarnungen in diesem Sommer häufig nicht ganz passend. Mal kamen sie erst, als Blitz, Donner und Starkregen schon eingesetzt hatten, manchmal blieben sie sogar ganz aus. Das betraf alle, den staatlichen, wie auch die privaten Wetterdienste. Als Meteorologe kann man da nur Sorry sagen die Natur lässt sich nicht immer zu 100 Prozent in die Karten schauen!
Werden die Unwetter zukünftig immer extremer?
Ja! Berechnungen von »Wetter.net« zufolge werden die Unwetter in den nächsten Jahren immer extremer ausfallen. Wir konnten in den letzten Jahren zwar keine Zunahme bei der Unwetterhäufigkeit feststellen, wohl aber, dass die Unwetter immer extremer ausfallen. Bis zum Jahr 2040 gehen wir davon aus, dass diese Extreme um weitere 30 Prozent zunehmen werden. Extremer bedeutet: mehr Starkregen, Hagel und Sturm. Auch das Wort Tornado wird zukünftig häufiger in den Schlagzeilen auftauchen.
Stichwort: Langfristtrends. Wieso wusste »Wetter.net« schon im Frühjahr, dass uns ein »Zick-Zack-Sommer mit zahlreichen Unwettern ins Haus steht?
Wir betreiben seit rund zehn Jahren ein eigenes Langfristmodell und erstellt damit Jahreszeitentrend. Diese werden seit zwei Jahren auch regelmäßig der Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung gestellt. Schon in März ging das Langfristmodell von einem Zick-Zack-Sommer« mit kurzen heißen und kühlen Phasen aus. Zudem wurde ein äußerst unwetterträchtiger Sommer angekündigt. Im Nachhinein kann man festhalten, dass der Trend das Endergebnis letztlich gut getroffen hat. Einen Sommer mit wochenlangen Hitzewellen wie beispielsweise 2003 oder 2010 gab es nicht. Auf kurze warme bis heiße Phasen folgte rasch die Abkühlung. Dazwischen gab es zahlreiche Unwetter mit erheblichen Sachschäden. Aber nicht nur »Wetter.net« lag richtig, auch der Deutsche Wetterdienst ging im Vorfeld von einem überdurchschnittlich warmen Sommer aus.
Wieso sind Langfristtrends so umstritten? Was hat es mit der sogenannten Hamburger Erklärung auf sich?
Das ist eine gute Frage! Eigentlich gibt es zwei Arten von Meteorologen: Es gibt Meteorologen, die lehnen jegliche Aussagen, die über fünf bis zehn Tage hinausgehen ab. Die meist kommentarlose Begründung: »Das geht nicht«
Dann gibt es Meteorologen, die weiter in die Zukunft sehen und ständig an einer Verbesserung der Ergebnisse arbeiten. Zu letzteren gehört »Wetter.net«. Dabei muss man unterscheiden zwischen klassischer Wettervorhersage und Langfristtrend. Ein Trend gibt immer nur eine grobe Marschrichtung an, während die Wettervorhersage in hoher Auflösung tief in die Details geht.
Was erwartet uns im Herbst?
»Wetter.net« sieht einen überdurchschnittlich warmen und sehr freundlichen September und Oktober. Wir werden viele goldene Herbsttage genießen dürfen. Erst im November erwarten wir einen im Schnitt zu kalten Monat. Das wäre dann erst der zweite Monat in diesem Jahr, der unter dem langjährigen Mittelwert liegt.
Gibt es schon einen ersten Trend für den Winter 2011/2012?
Aktuell gibt es von uns noch keinen Trend für den Winter. Dieser wird erst im Oktober erstellt. Von der ganz groben Richtung gehen wir allerdings erneut von einem überdurchschnittlich kalten Winter aus. Das wäre dann der vierte Winter in Folge, der in Deutschland unter dem langjährigen Mittelwert liegt eine kleine Sensation!
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Weltweit kaufen wir meteorologische Daten ein und erstellen mit einem eigenen numerischen Modell und einem Stab von hoch qualifizierten Mitarbeitern Wettervorhersagen von höchster Genauigkeit. Zudem werden weltweit Daten von Messstationen und besonderen Wetterereignissen gesammelt und unseren Kunden für die Schadensnachbetrachtung bereitgestellt.
Zu den Kunden von Q.met zählen unter anderem über 70 Tages- und Wochenzeitungen im In- und Ausland, zahlreiche Web- und Mobilportale, Unternehmen der Energiebranche und der Landwirtschaft.
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Dipl.-Met. Dominik Jung ist Redaktionsleiter und Pressesprecher bei WETTER.NET.
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