Senioren sollen für die letzten 8 Jahre Steuererklärungen abgeben

Tausende Rentner haben bereits Post erhalten. Noch mehr Briefe werden gerade von Hamburger Finanzämtern eingetütet. Grund: Senioren sollen für die letzten 8 Jahre (!) Steuererklärungen abgeben. Der Mega-Hammer aber ist: Einige Finanzämter leiten gleich Strafverfahren gegen arglose Rentner ein. Begründung: Jeder hätte wissen müssen, dass sich 2005 die Rentenbesteuerung geändert hat!

„Ich habe jetzt täglich verzweifelte, weinende Senioren am Telefon“, sagt Diplom-Betriebswirtin Gisela Müller-Haupt von der Lohnsteuerberatungsunion Hamburg. „Oft schätzen die Finanzämter Nachzahlungen völlig blind. Folge: Die Rentner sollen binnen vier Wochen 8000 bis 12 000 Euro überweisen. Denn auf rückwirkende Steuern für acht Jahre werden noch Verspätungszuschläge bis 2000 Euro pro Jahr plus 6 Prozent Zinsen geschlagen.“ Wer so viel Geld nicht auf der hohen Kante hat, erlebt kurz darauf den nächsten Schock: Viele Banken vergeben an Rentner keine so hohen Kredite mehr!

Häufig aber schießen die Finanzämter mit Kanonen auf Spatzen. Die Steuerexpertin: „Viele Rentner sind ja gar nicht für alle acht Jahre steuerpflichtig, z.B. wenn wegen hoher Ausgaben für Gesundheit, Versicherungen oder Unterhalt.“ Weiterer Trost für Betroffene: Wer sich sofort steuerlich beraten lässt, kommt oft um Verspätungszuschläge herum, kann Strafverfahren entgehen.

Die Härte, mit der Finanzämter jetzt für Panik bei Senioren sorgen, ist in den Augen der Expertin an Maßlosigkeit nicht zu überbieten. „Schließlich lässt der Staat ja auch nicht die GSG 9 mit Maschinenpistolen zu einer Verkehrskontrolle ausrücken.“ Viele arglose Rentner wären nämlich der Meinung gewesen, der Fiskus würde sich rechtzeitig melden, wenn er etwas will. „Jetzt aber kann man durchaus den Eindruck gewinnen: Finanzämter haben trotz EDV und vorliegender Meldedaten die Betroffenen bewusst acht Jahre lang ins Messer laufen lassen, um Verspätungszuschläge und Zinsen kassieren zu können.“

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