Über das Versagen der deutschen Bildungspolitik
von Ansgar Lange +++ Sindelfingen/Berlin, August 2011 – Alle reden vom Fachkräftemangel – nur die Schul- und Bildungspolitiker schweigen. Sie fühlen sich nicht dafür zuständig, dass massenhaft Ingenieure und Facharbeiter in der Industrie fehlen. Wenn Politiker sich zu dem Thema äußern, dann ist oft nur die Rede von mehr Zuwanderung, besserer Frauenförderung oder der Mobilisierung von Arbeitslosen. „Dies ist alles gut und schön. Doch das reicht nicht. Deutschland hat immer von dem Knowhow seiner Ingenieure und Techniker gelebt. Ihr Wissen war Grundstein für Erfolg und Wohlstand. Wenn unsere Schulen und Universitäten inzwischen nicht mehr genug Nachwuchs in diesem Bereich „produzieren“, dann müssen sie sich schon die Frage gefallen lassen, was in der letzten Zeit schief gelaufen ist“, so der Personalexperte Michael Zondler, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Centomo http://www.centomo.de.
Gerd Held schreibt in der Tageszeitung „Die Welt“ http://www.welt.de, dass die „falsche Bildung“ vermittelt werde. Die Monate August und September seien die „Bilanzmonate des Bildungssystems“. Und diese Bilanz falle dürftig aus, so Held. „Bei den Hochschulabsolventen ist der Anteil der Ingenieure im Zeitraum von 1992 bis 2008 von 22 auf 18 Prozent gesunken. Der ganze sogenannte MINT-Sektor (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften) hat, trotz Informatik-Boom, an Gewicht verloren. Es gibt also nicht zu viel Bildung, sondern offenbar die falsche Bildung: In Deutschland erwerben inzwischen 42 Prozent eines Jahrgangs die Hochschul- oder Fachhochschulreife. Wir geben jedes Jahr im Bildungssektor 155 Milliarden Euro aus. Aber dieser immense Aufwand garantiert in immer geringerem Maße die Qualifikationen, die dringend gebraucht werden. Es verfehlt die Mitte des deutschen Erfolgsmodells.“
Schuld daran, so Personalexperte Zondler, seien auch ein „Kult des Sozialen“ und eine Absage an Leistung und Wettbewerb. „Selbst die CDU traut sich ja nicht mehr gegen die Kuschelpädagogik anzugehen. Unsere Bildungspolitiker unternehmen keine nachhaltigen Anstrengungen, damit zum Beispiel türkischstämmige Jugendliche nicht Döner-Verkäufer, sondern Ingenieur werden. Damit Leistungsunterschiede nicht mehr auffallen, träumen nicht wenige den Traum von Einheits- und Gesamtschulen. Mit einem Mix aus Langzeitarbeitslosen, Geringqualifizierten, Sozialpädagogen, Beamten und brotlosen Geistes- und Kulturwissenschaftlern können wir unseren Wohlstand aber nicht sichern. Selbst Hochschulstudenten wollen heute am liebsten „irgendwas mit Medien“ machen, weil ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium nicht so cool und vor allem anstrengend ist. Nicht zuletzt in Großbritannien ist der Traum geplatzt, dass man sich nur mit Dienstleistungen über Wasser halten kann. Wir brauchen auch einen industriellen Kern und Fachkräfte, die in diesem Bereich arbeiten können“, sagt Zondler.
Für „Welt“-Autor Held ist der Facharbeiter- und Ingenieurmangel der Ernstfall der Bildungsrepublik. Doch komischerweise fühlen sich die zuständigen Minister in den Ländern und im Bund bei diesem Thema gar nicht angesprochen. Nötig sei unter anderem eine Rückkehr zur den Fächerquoten, die in früheren Jahrzehnten Geltung hatten, also mehr „harte“ als „weiche“ Fächer. Schlaue Schulpolitiker zeigen, wie man das Problem auch eleganter aus der Welt schaffen kann. „Gerade wurde aus Kiel gemeldet, dass das dortige Bildungsministerium einfach alle Noten für die Mathematik-Abiturarbeiten an den Gewerbe-Gymnasien um 20 Prozent „verbessert“ hat – weil die Ergebnisse so schlecht waren“, so Held.
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