Schriftsteller Jan Koneffke erhält Usedomer Literaturpreis 2013

Mit der Verleihung des Usedomer Literaturpreises gingen gestern, am 24. März, die Usedomer Literaturtage 2013 zu Ende. In der feierlichen Veranstaltung um 11 Uhr im Atelier Otto-Niemeyer-Holstein, Koserow, überreichte der Vorsitzende der Jury des Usedomer Literaturpreises, Prof. Dr. Hellmuth Karasek, den Preis an den Schriftsteller Jan Koneffke. Nach Angaben der Jury, zu der auch der Autor und Wissenschaftler Andreas Kossert sowie der Dramaturg der Usedomer Literaturtage, Thomas Schulz, zählen, sei Jan Koneffke
„(…) eine der aufregendsten Stimmen der deutschsprachigen Literatur, er ist ein literarischer Wanderer durch ferne nahe Landschaften, die den deutschsprachigen Lesern lange versunken schienen. Er führt uns nach Mitteleuropa, etwa nach Pommern oder in die rumänische Walachei und fordert uns durch seine eigenwilligen Perspektiven auf, liebgewonnene westzentrierte Denkmuster kritisch zu hinterfragen. Es ist offenbar die Möglichkeit einer besonderen Art von politischer Reflexion und Stellungnahme, die Jan Koneffke in seinen Romanen „Eine nie vergessene Geschichte“ und „Die sieben Leben des Felix Kannmacher“ antreibt und reizt. Den Autor interessieren die Prägungen und Verheerungen des individuellen Lebens durch Ideologien und historische Ereignisse – so sind seine Figuren, die manchmal grotesk überzeichnet scheinen, Versehrte der Geschichte. In seiner erzählerischen und stilistischen Brillanz nimmt Koneffke den Leser mit auf eine Reise durch Räume und Zeiten des Kontinents Europa mit allen seinen Widersprüchen und Konflikten.“ (aus der Begründung der Jury)
Die Laudatio hielt der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Erhard Schütz, dessen Arbeitschwerpunkte die deutsche Literatur-, Kultur- und Mediengeschichte des 20. Jahrhunderts und literarische Publizistik bilden. Der 1960 in Darmstadt geborene Jan Koneffke wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Er veröffentlichte bislang fünfzehn Bücher. Als europäisch denkender Schriftsteller lebt und arbeitet der Geehrte in Rumänien und Wien.
In seiner Dankesrede trat Jan Koneffke für den europäischen Dialog der mannigfaltigen Erzählungen und gegen das Wiedererstarken einseitig nationaler Erzählungen ein:
„Ich denke, das große europäische Narrativ kann sich nicht aus einer, sondern nur aus vielen lebendigen europäischen Geschichten entwickeln. Und diese Geschichten, die aus interkulturellen Verflechtungen entstehen und von ihnen erzählen, lassen sich nicht abstrakt, am Reißbrett, entwerfen. Sie müssen, so glaube ich, zutiefst mit denen verbunden sein, die sie schreiben. Geschichten, die um Leerstellen kreisen, die uns, bewusst oder unbewusst, so lange begleiten, bis wir keine andere Wahl haben, als sie zu erzählen, wenn wir an ihnen nicht ersticken wollen. (…) Das habe ich vor Augen, wenn ich an die vielen europäischen Geschichten denke – ein sinnlich-luftiges, überaus lebendiges, den Intellekt kitzelndes, jedenfalls bewegtes und bewegliches In- und Miteinander.“
Basierend auf der thematischen Ausrichtung der Literaturtage, werden jährlich Literaten ausgezeichnet, die sich in hohem Maße dem europäischen Dialog in Geschichte und Gegenwart verpflichtet fühlen. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis, gestiftet von der Seetel Hotelgruppe und den Usedomer Literaturtagen, beinhaltet darüber hinaus einen vierwöchigen Aufenthalt auf der Insel Usedom, im Romantikhotel Ahlbecker Hof.