„Schläferzellen“ in Deutschland: Ruhezeiten für LKW-Fahrer einhalten!

Berlin, 24. Januar 2013: Die Nichteinhaltung der Lenk- und Ruhezeiten bei Lkw-Fahrern kann zu Übermüdung und daraus entstehenden schweren Verkehrsunfällen führen. Trotz verschärfter Strafen können fast 18 Prozent der Lkw-Fahrer nach eigenen Angaben „selten“ oder „nie“ die Lenk- und Ruhezeiten einhalten, so die Studie „Trends im Straßengüterverkehr – Aktueller Status und Meinungen der Berufskraftfahrer in Deutschland“ (Hochschule Furtwangen University, 2011). Laut dieser Studie  haben weitere 45 Prozent der Befragten angegeben, dass sie sich „meistens“ an die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten halten können.

Die Kontroll-Ergebnisse des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) sind alarmierend. 24,7 Prozent der in 2011 kontrollierten Kraftfahrer haben die vorgeschriebene Lenkzeiten, 17,5 Prozent die Fahrtunterbrechungen (zu kurz oder zu spät) und 27, 1 Prozent die Ruhezeiten nicht befolgt. Insgesamt wurden etwa 104.000 deutsche und ausländische Lkw-Fahrer mit einer Nichteinhaltung der Lenk- und Ruhezeiten registriert.

Kurt Bodewig, Präsident der Deutschen Verkehrswacht und Bundesminister a.D.: „Viele Brummi-Fahrer sitzen zu lange am Steuer. Sie riskieren Unaufmerksamkeit, Sekundenschlaf und einen Unfall.“ Speditionen- und Einzelfahrervertreter sehen eine wichtige Ursache für die Verstöße gegen die Ruhezeiten im Parkplatzmangel an deutschen Autobahnen. Die Zahl der LKW wächst ständig und die Parkplätze auf den Raststätten reichen nicht mehr aus. Viele Fahrer sehen sich gezwungen weiter zu fahren und überziehen deswegen ihre Lenkzeiten.

Mit welchen Schwierigkeiten  Fernfahrer zu kämpfen haben, hat auch das Institut für Nachhaltigkeit in Verkehr und Logistik (INVL) der Hochschule Heilbronn untersucht und die Ergebnisse in der Studie „ZF-Zukunftsstudie Fernfahrer“ (2012) vorgestellt. Als Grundlage für die Zukunftsstudie wurden Interviews mit Fachleuten aus der Speditions- und Logistikwirtschaft sowie repräsentativen Umfragen unter Lkw-Fahrern verwendet.

Durchschnittlich 56,7 Wochenstunden, im internationalen Fernverkehr sogar 62,9 Stunden, kommen für die Kraftfahrer zusammen, so die Heilbronner Studie. Die seit 11. April 2007 gültige Verordnung (EG) Nr. 561/2006 zur Regelung von Lenk- und Ruhezeiten schreibt eine maximale wöchentliche Lenkzeit für Fernfahrer von 56 Stunden vor, in zwei aufeinander folgenden Wochen jedoch höchstens 90 Stunden. Wenn in der ersten Woche die volle Stundenzahl gefahren wird, darf die Lenkzeit in der darauffolgenden Woche nur 34 Stunden betragen.

Kurt Bodewig: „Angesichts der Transportgutgröße bei LKW und angesichts des enormen Verkehrsaufkommens fordern wir die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten im Fernverkehr. Lkw-Fahrer tragen viel Verantwortung, wenn sie unter Termindruck weite Strecken fahren müssen. Lkw-Zusammenstöße sind oft sehr dramatisch und traumatisierend für alle Beteiligten – nicht zuletzt für die Lkw-Fahrer selbst.“

Weitere Informationen:

www.deutsche-verkehrswacht.de
www.facebook.com/DeutscheVerkehrswacht
www.twitter.com/DtVerkehrswacht

Ansprechpartnerin für die Presse:

Hannelore Herlan
Pressesprecherin
Budapester Str. 31
10787 Berlin
Telefon: 030 / 516 51 05 20
Hannelore.Herlan@dvw-ev.de
Die Deutsche Verkehrswacht gehört zu den ältesten und größten Bürgerinitiativen Deutschlands. Seit ihrer Gründung 1924 arbeitet sie für mehr Sicherheit und weniger Unfälle auf unseren Straßen – heute mit mehr als 70.000 ehrenamtlich Engagierten. Sie informieren, beraten und trainieren mit Verkehrsteilnehmern jedes Alters sicheres Verhalten im Straßenverkehr. Die Zielgruppenprogramme der DVW erreichen rund 2,5 Millionen Menschen pro Jahr. Die DVW finanziert ihre Aktionen und Programme mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie durch Mitgliedsbeiträge und Sponsoring.