Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat vor dem Gespräch der Sozialpartner mit Vertretern der Kultusministerkonferenz am 31. Januar einen Kompromiss zur Lösung des Streits über den Wert des Abiturs vorgeschlagen. „Entscheidend ist, dass wir den hohen Stellenwert der beruflichen Bildung in Deutschland deutlich machen. Wenn Ende Januar keine Lösung gefunden wird, plädiere ich im ersten Schritt für das französische Modell: Wir sollten die beruflichen Qualifikationen aufnehmen und zunächst auf die Zuordnung der allgemeinbildenden Schulabschlüsse zum DQR verzichten, um endlich starten zu können“, sagte Schavan der Tageszeitung „Die Welt“ (Mittwochausgabe).
Der Knoten müsse nun durchschlagen werden. Deutschland dürfe nicht zum Nachzügler werden. Im Oktober hatten die Kultusminister das Abitur im sogenannten Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) auf Stufe 5 eingeordnet und damit den Widerspruch von Sozialpartnern, Bundesregierung und Bildungsministerin provoziert, die für eine Einordnung auf Stufe 4 zusammen mit den drei und dreieinhalbjährigen Berufsausbildungen plädieren. Darüber soll nun erneut gesprochen werden. Schavan will die Schulabschlüsse erst in einem zweiten Schritt aufnehmen, „wenn wir die Entwicklungen in der EU klarer absehen können. Hierfür brauchen wir einen festen Zeitplan.“ Der neue Präsident der Kultusministerkonferenz, Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe, hat bei seiner Amtseinführung am Montag angedeutet, dass er eine Herausnahme der schulischen Abschlüsse nicht priorisiert, sie aber nicht ausschließt. „Es gehört zu den möglichen Auswegen. Aber es ist sicher nicht die erste Wahl“, sagte Rabe vor Journalisten.