Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat weitere europäische Hilfen für Griechenland ausdrücklich nicht ausgeschlossen. „Wenn die Griechen eine Idee haben, was wir zusätzlich tun können, um das Wachstum zu fördern, kann man immer darüber sprechen und nachdenken“, sagte Schäuble der Berliner „Welt am Sonntag“ (E-Tag: 13. Mai 2012). Im Kern gehe es aber darum, Griechenland wieder wettbewerbsfähig zu machen, die Wirtschaft wachsen zu lassen und den Weg zu den Finanzmärkten wieder zu öffnen.
„Das erfordert, dass die vereinbarten grundlegenden Reformen gemacht werden. Sonst hat das Land keine Perspektive“, mahnte der Minister. Schäuble rief die Griechen dazu auf, eine Regierung zu bilden, die den Reformkurs fortführt. „Jetzt muss Griechenland zeigen, ob es die Kraft hat, dafür die notwendigen Mehrheiten zustande zu bringen“, sagte er. „Ich kann nur hoffen, dass die Einsicht bei den Verantwortlichen in Griechenland schnell einkehrt.“ Zugleich bestätigte er, dass sich die Bundesregierung auf einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone vorbereitet. „Wir können kein Land zwingen, im Euro zu bleiben. Natürlich wollen wir nicht, dass Griechenland aussteigt – ganz klar und ganz eindeutig“, sagte der CDU-Politiker. Aber die Bundesregierung wäre „eine komische Regierung“, wenn sie sich nicht auf „alle denkbaren Fallkonstellationen vorbereiten würden, um sie dann auch meistern zu können – auch Situationen, die für Europa nicht einfach wären“. Schäuble rechtfertigte die Auszahlung weiterer Tranchen der bereits vereinbarten Hilfe. „Das Wahlergebnis ist kein Grund zu sagen, Griechenland habe seine Verpflichtungen verletzt. Es wäre auch nicht hilfreich, von außen Öl ins Feuer zu gießen“, sagte er. „Keiner, der Verantwortung empfindet, wird den Griechen den Versuch erschweren, eine handlungsfähige Regierung zu bilden.“