Schäuble erteilt europäischer Rating-Agentur klare Absage

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat erneut schwere Vorwürfe gegen das Verhalten der internationalen Rating-Agenturen vor dem Hintergrund der der Finanzmarkt- und der Euro-Schuldenkrise erhoben, zugleich zeigte sich der CDU-Politiker äußerst skeptisch was den Aufbau einer europäischen Rating-Agentur angeht. In einem Video-Interview mit der „Leipziger Volkszeitung“ (Sonnabend) sagte Schäuble: „Die Rating-Agenturen haben zunächst einmal in der Entstehung der Finanz- und Bankenkrise, die ja heftig war, katastrophal versagt. Sie haben die Papiere zum Teil kreiert, haben sie völlig falsch bewertet“ und hätten damit eine entscheidenden Beitrag zur Krise geleistet.

Schäuble räumte aber zugleich ein, dass es aber leichter gesagt als getan sei, den Einfluss der Rating-Agenturen zu brechen. „Die muss sich halt am Markt behaupten und der Markt ist heftig umkämpft, die Konkurrenz ist hart.“ Der entscheidende Markt für alle Finanzgeschäfte bleibe Amerika. „Wenn ein großes deutsches Unternehmen an die Aktienbörse, an den Kapitalmarkt geht, dann präsentiert man im Zweifel auch in New York, um Zugang zur Börse zu haben“, dämpfte Schäube nachdrücklich Hoffnungen auf eine europäische eigenständige Rating-Agentur. Es werde dafür „ganz sicher nicht“ Geld aus der deutschen Staatskasse geben, ergänzte der Bundesfinanzminister. „Jedenfalls von dieser Bundesregierung ganz sicher nicht.“ Sein Großvater habe früher zu solchen Dingen gesagt, dann schmeiße man das Geld in den Bach vor dem Haus. „Da sehe ich es wenigstens schwimmen.“ „Eine vom Staat gegründete Rating-Agentur, oder auch von der Europäischen Kommission, wird sich niemals in dem harten Wettbewerb mit den erfolgreichen Rating-Agenturen durchsetzen“, sagte Schäuble. Auch ein Stiftungs-Modell „kann ich mir nicht vorstellen“. Mit Blick auf die Euro-Krise hoffe er, „dass wir das Schlimmste hinter uns haben“. Insgesamt seien die Grundentscheidungen richtig getroffen worden „und deswegen haben wir auch eine gewisse Entspannung“. Bei einer einigermaßen normalen Entwicklung würden sich für Deutschland „die Kosten der Krisenbewältigung doch in einer vertretbaren Größenordnung halten“. Sie würden weit ausgeglichen durch das, was man an wirtschaftlichen Schäden habe vermeiden können.