Eine Rückkehr zur D-Mark würde Deutschland nach Ansicht des Versicherers Allianz einen erheblichen Teil seines Wohlstands kosten und zu einer Abwanderung von Arbeitsplätzen führen. „Alles in allem ist davon auszugehen, dass die deutsche Wirtschaft auf Sicht von vier bis fünf Jahren nach Auseinanderbrechen der Währungsunion Produktionsverluste von bis zu 25 Prozent im Vergleich zu einer normalen wirtschaftlichen Entwicklung erleidet“, schreibt Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung „Die Welt“ (Montagausgabe). Die deutsche Wirtschaft würde schon alleine unter einer Aufwertung der D-Mark erheblich leiden.
Heise rechnet mit einem Wertzuwachs von 15 bis 20 Prozent gegenüber allen Handelspartnern. Dadurch würden deutsche Produkte im Ausland teurer, was „binnen eines Jahres einen Exportverlust von bis zu 20 Prozent“ mit sich brächte, schreibt Heise. Allein dies bedeute „unter dem Strich einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung von fünf Prozentpunkten“. Gleichzeitig würde Deutschland auch von einer zu erwartenden Konjunktur- und Bankenkrise im europäischen Ausland in Mitleidenschaft gezogen werden. Deshalb wäre laut Heise „auf Sicht von zwei Jahren nach Wiedereinführung der D-Mark mit einem kumulierten Rückgang des Wirtschaftswachstums von etwa 15 Prozent zu rechnen“. Mit diesen kurzfristigen Effekten wäre es aber noch nicht getan. Auch in den Folgejahren würde die starke D-Mark eine erhebliche Belastung für den deutschen Exportsektor und die Wirtschaft insgesamt darstellen, so der Allianz-Chefvolkswirt weiter. Durch die Aufwertung der Währung würden die Produktionskosten in Relation zum Ausland steigen. „Unternehmen würden ihre Standortentscheidungen überdenken und Kapital von Deutschland abziehen.“ Geringere Investitionen würden ihrerseits das Wachstum dämpfen. „Die Schließung von Produktionsstätten könnte einen erheblichen Belastungsfaktor für die deutsche Wirtschaft darstellen“, warnt Heise. „Es ist deswegen keine Panikmache, wenn behauptet wird, dass ein Auseinanderbrechen der Währungsunion ein weitaus stärkerer Schock als die Lehman-Krise wäre“, resümiert Heise mit Blick auf den Bankrott der US-Großbank Lehman Brothers, die im September 2008 Insolvenz beantragen musste. Ein Szenario, in dem nur Deutschland den Euro verlässt, die Gemeinschaftswährung ansonsten aber weiter besteht, ist aus seiner Sicht keine Option. „Ein isolierter Austritt Deutschlands bei Fortbestand des Euro ist politisch und wegen der zentralen Rolle Deutschlands als Garantiegeber unrealistisch“, argumentiert der Allianz-Chefökonom.