Den 20 Millionen Rentnern droht ausgerechnet im Wahljahr 2013 nur eine Mini-Erhöhung ihrer Altersbezüge. Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft für das „Handelsblatt“ (Montagausgabe) zeigen, dass die Renten im Westen kommendes Jahr voraussichtlich nicht wie bislang erwartet um gut zwei, sondern nur um etwa ein Prozent steigen werden. „Grund dafür ist, dass bei der Berechnung der letzten Rentenerhöhung mit aus heutiger Sicht veralteten Zahlen gerechnet worden ist“, sagte IfW-Finanzexperte Alfred Boss.
Andere Rentenexperten bestätigen diese Einschätzung im Grundsatz. Sie halten sogar eine Rentenerhöhung von unter einem Prozent für möglich. Ein statistischer Sondereffekt werde „im kommenden Jahr die Anpassung der Renten spürbar vermindern“, hieß es aus der Bundesbank. Schuld an diesem Effekt ist die schwere Rezession im Jahr 2009, als erstmals in der deutschen Geschichte vor allem wegen der weitverbreiteten Kurzarbeit die gesamtwirtschaftlichen Löhne schrumpften. Da bei der Anwendung der sehr komplexen Rentenformel auch ältere Lohndaten herangezogen werden müssen, kommen ausgerechnet bei der Berechnung der Rentenerhöhung im nächsten Jahr die allein auf einem statistischen Effekt beruhenden Niedriglöhne des Jahres 2009 zur Wirkung. Für die Bundesregierung ist diese Entwicklung alles andere als komfortabel. Denn die Rentner werden sich kaum mit dem Hinweis begnügen, dass die technische Benachteiligung im nächsten Jahr durch Korrekturen in den Folgejahren ausgeglichen wird Im Gegenteil erwarten die Sozialverbände, dass die Rentner angemessen vom Aufwärtstrend bei Löhnen und Beschäftigung profitieren. Dies würde auch geschehen, würde der Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel mit aktuellen Zahlen berechnet. Er dämpft den Rentenanstieg nur, wenn die Zahl der Rentner schneller als die der Beitragszahler wächst. Genau dies war 2011 aber Dank des kleinen deutschen Beschäftigungswunders nicht der Fall. Die erste offizielle Schätzung der Rentenerhöhung gibt es Anfang November, wenn die Rentenversicherung ihre Herbstschätzung vorlegt. Es sei gut möglich, so hieß es in den Expertenkreisen weiter, dass sie dann neben der mageren Rentenerhöhung bekannt geben wird, dass wegen der guten Einnahmen der Rentenbeitrag 2013 statt von 19,6 auf 19 sogar auf 18,9 Prozent gesenkt werden kann. Das würde die Kluft zwischen der Minirentenerhöhung und dem Zuwachs bei den verfügbaren Einkommen der Beitragszahler noch vergrößern.