Nach Jahren erbitterter Proteste gegen die Rente mit 67 bereitet die Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG Bau) einen Kurswechsel vor. „So wie die politischen Dinge liegen, müssen wir uns einfach auf die Aussicht vorbereiten, dass die Rente mit 67 nicht wieder aufgehoben wird“, sagte IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe). Die IG Bau sei „keine Gewerkschaft, die nur mit dem Fuß aufstampft – sie erarbeitet konkrete Lösungen“, kündigte der Gewerkschafts-Chef vor einem für Samstag anberaumten außerordentlichen Gewerkschaftstag seiner Organisation an.
Vor diesem Hintergrund will sich die IG Bau nun stärker auf eine Mitgestaltung der konkreten Bedingungen für ältere Beschäftigte in körperlich anstrengenden Berufen konzentrieren. „Wir müssen ein Netz spannen, das besonders Betroffene spätestens mit 60 auffangen kann“, sagte Wiesehügel. „Einen Teil des Auffangnetzes müssen wir im Zweifel auch mit der Tarifpolitik gestalten.“ Dies sei jedoch ein heikles Unterfangen, „denn es engt eventuell den Spielraum für Lohnerhöhungen ein“, räumte er ein. Von der Bundesregierung forderte Wiesehügel unter anderem mehr Unterstützung durch die Arbeitslosenversicherung. „Beim Arbeitslosengeld sollte die Bezugsdauer für ältere Beschäftigte aus besonders belasteten Berufen weiter ausgedehnt werden.“ Derzeit können Ältere ab 58 bis zu zwei Jahre lang Arbeitslosengeld beziehen. Beispiele für Sonderregeln zugunsten besonders belastender Berufe gebe es etwa in der österreichischen Sozialversicherung, begründete Wiesehügel seinen Vorstoß. Neben der Kursbestimmung in der Rentenpolitik will die IG Bau auf ihrem Sondergewerkschaftstag über eine Verkleinerung ihres Bundesvorstands von sieben auf fünf Mitglieder abstimmen. Die nächste Lohnrunde in der Baubranche steht im Frühjahr 2013 an.